Archiv der Kategorie: Die lieben Kleinen…

Erwachsene Langeweile

Vor drei Jahren. Ich sitze auf dem Sofa und lese einen Krimi. Vor mir eine Tasse mit White Cappuccino von Krüger (eines der wenigen deutschen Produkte, deren Substitution mir hier in Dänemark bis heute nicht gelungen ist). Es ist Wochenende. Draußen scheint die Sonne, wärmt die auf dem Sofa bequem ausgestreckten Beine und erhellt das Gemüt. Über dem 4Nordlichter-Haus liegt eine herrliche Ruhe. Idylle pur.

Da betritt meine Tochter, zu diesem Zeitpunkt 6 Jahre alt, die Szene.  Sie stellt sich vor mich und blickt auf mich hinunter. Kampfbereit. Widerstrebend tauche ich aus meinem Krimi auf und stelle mich der Realität.

„Mir ist LANGWEILIG!!“

Der Gesichtsausdruck finster, Anklage in ihrem Blick. Die Mundwinkel zeigen bedrohlich nach unten.

Ich lächele freundlich. „Tillykke, mein Schatz. Glückwunsch!“

Die kleine Anklägerin sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an.

„Langeweile ist etwas Gutes“, erkläre ich.

Eine steile Falte erscheint auf der töchterlichen Stirn. Sie verschränkt die Arme vor der Brust.

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Noch ein Niesen oder schon ein „Symptom“? …weitere Schul-Regeln

HATSCHI!

Wo war ich? Schlaftrunken richtete ich mich auf. Nur mühsam fand ich in die Wirklichkeit zurück. Ich wischte mir eine feuchte Strähne aus der Stirn. Offenbar hatte ich etwas äußerst anstrengendes geträumt. Ein paar Bruchstücke fielen mir ein. Ein Supermarkt. Rema1000, nur einen Ort weiter. Ich wollte heute Abend Lachslasagne zaubern (das will ich tatsächlich) und mir fehlte offenbar Sahne (die gar nicht in meinem Rezept enthalten ist…), weswegen ich eine zweite Runde in den Supermarkt drehen musste (sehr suboptimal!). In der Kühlabteilung wollte ich gerade schnell die Sahne aus dem Regal holen und so schnell als möglich wieder verschwinden, als plötzlich viele Menschen in den Raum strömten. Viele, viele Menschen. Keiner schien sich um den vielfach gepredigten Abstand zu scheren. 2 Meter, zum Teufel! Seid Ihr alle des Wahnsinns? Mit schreckgeweiteten Augen sah ich mit an, wie sie näher kamen. Und näher. Schon bald hatten sie das Sahneregal erreicht…
In diesem Moment hatte das Sandmännchen ein Einsehen mit mir und ich wachte auf. Meine Güte. Was für ein Alptraum, in diesen Zeiten.

Ich sah mich um. Neben mir lag Sohnemann. Hatte er eben wirklich geniest? Tatsächlich, er wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. Oh nein. Verschmitzt grinste er mir zu. „Darf ich aufstehen?“ Fit wie ein Turnschuh. Wie üblich.

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Die neue dänische Schule…. oder „mor! mor! The best day EVER!!“ (Teil II)

Ich habe also heute morgen, 9 Uhr Ortszeit, tatsächlich die beiden kleinen Nordlichter zu ihrem „1. Schultag“ gefahren, nachdem Dänemark offiziell am 15.4. die neue Schul-Ära eingeleitet hatte.

Am Tag zuvor hatte ich ihnen – nach stundenlanger Beschäftigung und Sortierung der verschiedenen Infos von Schulleitung und Lehrern – eine kleine Karte von der Schule gezeichnet, so dass sie ihre neuen Klassenräume auch finden würden. Denn sofern möglich, sollten wir Eltern die Kinder gleich am Parkplatz am kys & kør – Streifen (Kuss und Weiterfahren) rauswerfen und sie alleine in den Schulhof gehen lassen.

Schule vor Corona war damals. Jetzt ist Schule nach Corona. Und die stellt sich als ziemlich umgekrempelt dar.

Zunächst einmal wurden die Klassen halbiert, um die neuen Quadratmetervorgaben gewährleisten zu können.

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Die neue dänische Schule…. Teil I

Heute früh klingelte um 7 Uhr der Wecker. Frisch und munter sprangen wir aus den Federn. Ich schmierte gutgelaunt Pausenbrote, schnitt ein paar Äpfel auf und bereitete ein kleines Frühstück zu. Nach dem Frühstück packten wir die Schultaschen und machten uns schließlich auf den Weg in Richtung Schule.

Viel langweiliger hätte ein Blog-Eintrag vor rund einem Monat wahrscheinlich nicht beginnen können. Heute jedoch, am 16. April 2020, liest sich dies ungleich spannender 🙂

Ich habe nämlich tatsächlich heute morgen meine beiden kleinen Nordlichter in die Schule gebracht. Ein historisches Ereignis!

Denn exakt vor einem Monat schloss Dänemark offiziell alle Schulen.

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Kurzes Frauengeplänkel

Morgens im Bad. Beim Waschen.

Die Tochter wuselt um mich herum. Sohnemann ist irgendwo im Haus unterwegs und stellt hoffentlich nix an. Die Tochter (6) zieht unter dem Regal mit den Handtüchern die Waage hervor und stellt sie demonstrativ vor mich. Deutet mit den Fingern drauf und sieht mich an. Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch, halte inne beim Zähneputzen.
Die Tochter: „Mama, komm! Wir gucken jetzt mal, wie dick du heute bist!“
….

Und wie dick seid Ihr heute so?

Schönes Wochenende und Grüße vom dänischen Seeland, heute in helles Grau gepackt und fast windstill!

Mary

9 Anzeichen, dass der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus ist

Heimlich, still und leise, fast unmerklich, hat sich im letzten halben Jahr unser Familienleben verändert. Neulich fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: Unser Nachwuchs ist aus dem Gröbsten raus! Finally!

Wann genau das geschah, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Fest steht nur: Unser Leben ist einfacher. DEUTLICH einfacher! (Wenn auch noch lange nicht einfach… Das wäre mit zwei Wildfängen im Alter von 3 und 5 wohl zuviel verlangt).

In folgenden 9 Lebensbereichen kehrte jedoch wieder eine Art Normalzustand ein, ein Zustand aus der ominösen Zeit vor den Kindern, an die ich mich nur ganz dunkel erinnere.

1. Schlaf

Ich schlafe wieder.
Ganz wichtig! Ich wiederhole: Ich schlafe wieder! Auch wenn die Kinder nachts immer mal noch aufwachen, berührt mich das nicht mehr. Auf kleinen Füßen tapsen sie zu uns ins Elternschlafzimmer und schlüpfen unter die Decke, um sofort darauf mit einem Seufzer der Zufriedenheit weiterzuschlafen. Kein elterliches Aufstehen mehr gefordert, kein Windelnwechseln, keine wahnsinnigen Nachtschreck-Anfälle, keine Flaschennahrung, nicht stillen. Einziger Nachteil im Vergleich zur Zeit vor dem Nachwuchs ist hin und wieder ein kleiner Fuß im Gesicht.

2. Geräuschpegel

Nach vielen Jahren mit markerschütterndem (und in den Augen der Eltern oft sinnlosem) Geschrei konnte ich vor einiger Zeit die Ohrenstöpsel beiseite räumen. Meine Retter in der Not. Den aktuellen Lautstärkepegel schaffe ich tatsächlich mit ungeschützen Ohren. Auch wenn Sohnemann (3) ab und  zu noch ganz plötzlich von den allseits bekannten und beliebten Wutanfällen übermannt wird und wirklich ein lautes Organ hat: Es handelt sich nicht mehr um Stunden am Tag sondern nur noch um Minuten. Zimperlich sind wir Eltern sowieso nicht (mehr). Das unkontrollierte Baby- und Kleinkindgebrüll weicht ersten Diskussionsrunden zwischen Eltern und Kindern, die auch mal lautstark werden, mit denen ich persönlich jedoch deutlich besser umgehen kann, da kindliche Unzufriedenheiten endlich verbal geäußert und zunehmend auch logische Lösungen mit den Kindern gefunden werden 🙂 9 Anzeichen, dass der Nachwuchs aus dem Gröbsten raus ist weiterlesen

Kindermund: Pulverfässe

In den Tiefen meines Blogs habe ich heute folgende kleine Geschichte entdeckt, die ich vor einem guten Jahr skizziert und abgespeichert, doch niemals fertiggeschrieben hatte:

Abendbrot mit der lieben Familie. Eine der größten nervlichen Herausforderungen des Tages für Eltern von Kleinkindern. Gott sei Dank geht es nicht mehr ganz so chaotisch zu wie noch zu diesen Zeiten, von einem ruhigen, gemütlichen Miteinander sind wir jedoch nach wie vor meilenweit entfernt. Mit angeschaltetem Multitasking-Modus höre ich meinen beiden Kindern sowie meinem Mann zu, die alle gleichzeitig um meine Aufmerksamkeit buhlen. Mein Sohn (2) steckt wie üblich Nudeln ins Wasserglas und rührt eifrig mit der Gabel darin herum. Mein Mann erzählt mir irgendetwas mysteriöses von seinem Arbeitstag und meine Tochter (4) lebt eine neue Phase aus: Die „Was passiert, wenn….“-Phase. Ein gestresstes Gefühl macht sich in mir breit.

„Mamaaaaaaaa?“

„Ja.“

„Was passiert, wenn man Nutella, Marmelade und Honig zusammen mit Butter auf ein Brot schmiert?“

Ich runzele die Stirn. „Das macht man ja gar nicht.“

„Doch, Mama. Wenn man es macht, was passiert dann?“

Ich überlege. „Es wird einem sicher schlecht.“ Kindermund: Pulverfässe weiterlesen