3 Wochen

3 Wochen ist es jetzt her, dass Dänemark ein Stück Normalität zurück gewonnen hat. 3 Wochen, in denen bei uns Nordlichtern dank eines kurzfristig aus dem Boden gestampften neuen Schulkonzeptes ein neuer Alltag  Einzug gehalten hat. Die Phase 1 der schrittweisen Wiedereröffnung Dänemarks ist in vollem Gange.

War ich die ersten Schultage noch extra aufmerksam in Bezug auf Krankheitssymptome, die auch nur im entferntesten mit Corona in Verbindung zu bringen sind, hat sich diese Nervosität mittlerweile in einem normalen Bereich eingependelt. Man gewöhnt sich an alles. Auch an ein Leben mit Virus.

Nachlässig werden ist allerdings nicht angesagt. Die neuen Vorgaben sind unmissverständlich und streng. Niemand darf  mit irgendeinem wie auch immer gearteten Krankheitssymptom in Kindergarten, Schule, Arbeit oder sonst irgendwo in der Öffentlichkeit auftauchen.

So ist das, in unserer neuen Welt.

Und sind wir mal ehrlich: Das macht durchaus Sinn. Nicht nur in Corona-Zeiten. Zuhause bleiben, sich auskurieren, und zwar bereits bei einem leichten Anflug von Krankheit, hilft einerseits nicht nur gegen unnötige Ansteckungen des eigenen Umfelds. Es soll andererseits ja sogar dabei helfen, wieder schnell gesund zu werden! Keine On/Off Erkältung über die kompletten Wintermonate, weil sich gestresste Menschen halb erkältet täglich zur Arbeit schleppen. Nein! Ein bis zwei Tage zuhause und man ist gesund! Verrückt! Was für ein Win/Win…  für alle. Für das Umfeld, für den Arbeitgeber, und nicht zuletzt auch für sich selbst!

Vielleicht sind diese neuen Regelungen ja etwas, was unsere hektische Gesellschaft in die Zeit post Corona transportieren kann.

Seit 2 Wochen leben wir also wieder in einer Art Alltag. Unser digitales Schulportal AULA verhielt sich nach der anfänglichen Informationsflut überraschend ruhig. Es gab lediglich noch vereinzelte Meldungen über das ein oder andere kranke Kind in den Klassen der zwei kleinen Nordlichter. Vielleicht hat man die Hustenmails auch gleich wieder eingestellt, das weiß ich noch nicht so genau. Neugierige stichprobenartige Nachfragen meinerseits bei den zwei Minis ergaben jedenfalls diverse interessante Informationen, z.B. von einem Jungen, der nicht zur Schule kommt, obwohl er „überhaupt gar nicht krank ist und sich zuhause MEGA langweilt“ (ich vermute, mütterliche Angst, eventuell auch mit Risikogruppe im Haushalt kombiniert) bis hin zu einem kleinen Mädchen, das ein „MEGA langes Stäbchen“ in den Hals gesteckt bekommen hat und „SOWAS von KEIN Corona hat“ und deswegen wieder in die Schule darf (ich konkludiere einen Corona-Test).

Wer Symptome aufweist, wird gleich getestet. Zu diesem Zwecke schossen vor 3 Wochen, pünktlich zur Wiedereröffnung von Schulen und Kitas, mystische weiße Zelte in Dänemark wie Pilze aus dem Boden. Wollten die Behörden in den ersten Zelt-Tagen noch nicht verraten, was es mit diesen auf sich hat, wurde ein paar Tage nach Kita- und Schulbeginn das Geheimnis endlich gelüftet: Eine neue Teststrategie. Wieder einmal.

Konnte man vor Phase 1 als normalsterbliche Familie mit Kindern keinen Test bekommen – außer man hätte schwere Symptome und/oder einen äußerst gesellschaftsrelevanten Job aufweisen können – wird jetzt auf Teufel komm raus getestet! Mit und ohne Symptome. Mit und ohne wichtige Funktion im Lande. Testen, testen, testen. Beim geringsten Verdacht, bei der kleinsten Möglichkeit. Macht Sinn. Zunächst hat man die Epidemie im Land sehr effektiv eingedämmt. Und mit der neuen Teststrategie sichert man jetzt, dass die durch die Lockerung der Restriktionen ausgelösten neuen  Ansteckungsketten gleich aufgespürt und im Keim erstickt werden können. So der Plan.


Quelle: www.dr.dk

An unserer Schule gab es bis jetzt jedenfalls noch keine Corona-Meldung. Bei 6 zurückgekehrten Jahrgängen mit jeweils circa 3 Klassen pro Jahrgangsstufe ist das doch schon mal ganz positiv.

Ich bin mit dem neuen Alltag zufrieden. Auch die zwei kleinen Nordlichter sind guter Dinge und froh darüber, wieder täglich ihre Freunde zu sehen. Nach den ersten beiden Wochen in den neuen (halben Klassen) und speziell in den kleinen Arbeitsgruppen von
4 Kindern, wollten die Lehrer exakt diese kleinen Gruppenverbände nochmal nachjustieren. Nur in diesen Gruppen darf schließlich „nahe“ zusammen gespielt werden. Zu allen anderen Kindern ist – so weit möglich – Abstand einzuhalten. Insofern kommt den Kleinstgruppen derzeit eine hohe Bedeutung zu. Denn auch bei etwaigen Spielverabredungen am Nachmittag sind wir Eltern mehr oder weniger per gesunder Vernunft dazu angehalten, uns an diese Kontaktgruppen zu halten. Und da das dänische Schulsystem aus kulturellen Gründen irgendwie ein starkes Faible dafür hat, besonders heterogene Grüppchen zusammenzuwürfeln, um daraus (mit viel Einsatz und Schweiß) eine starke homogene Gruppe herauszubilden, passen die Grüppchen meinen zwei Nordlichtern natürlich hinten und vorne nicht.

Das scheint die Schule nun wenigstens eingesehen zu haben. Es scheint jetzt nicht wirklich die geeignetste Zeit zu sein für anstrengende Gruppenhomogenisierungen. Warum nicht die Kinder zusammenwerfen, die gut miteinander funktionieren und die sowieso dauernd miteinander spielen?

Beide Nordlichter durften also ihre Lieblingsklassenkameraden auf einen Zettel schreiben und abgeben, und die Lehrer wollten auf dieser Basis neue Grüppchen bilden.

Was für immense Vorfreude in unserem Hause sorgte…. bis hin zu jener AULA-Mail (am Tag vor der geplanten Umsetzung), in der die Lehrer mit großem Bedauern verkündeten, dass sie von der Gesundheitsbehörde landesweit zurückgepfiffen worden waren. Die Regierung besteht nämlich darauf, dass sämtliche Vorgaben der Phase 1 strikt eingehalten werden. Und dazu zählen nunmal auch die statischen Schülergruppen. Auch und insbesondere die kleinsten Kontaktgruppen, deren Sinn und Zweck ja darin besteht, eventuelle Krankheitsausbrüche im kleinen, kontrollierten Kreis abzufangen.

Ihr könnt Euch lebhaft die langen Gesichter zuhause vorstellen….  „WAAAAS? Muss ich dann jetzt mit Tuba und Aske noch 2 WOCHEN LANG zusammen spielen???“ und „OH NEIN – Marius ärgert mich DAUERND! Ich halte das nicht länger aus!!!“

Naja. Ich hab die beiden mit Vanille-Eis bestochen…. äh getröstet.

Und dank der aktuellen Kurvenentwicklungen zu Phase 1 sind wir guter Hoffnung, dass die kleinen Gruppen dann ab der nächsten Phase geändert werden dürfen. Phase 2 soll ab 10. Mai beginnen. Die paar Tage schaffen wir jetzt auch noch 🙂

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3 Kommentare zu „3 Wochen“

  1. Das klingt alles wenigstens nach einem Durchdachten Konzept. Auch was ich von meiner angeheirateten Dänischen Schwieger Familie so höre.
    Bei uns fängt die Schule am Montag wieder an – fast wie vor Corona. Mit dem Unterschied, dass die Erwachsenen zu den Erwachsenen und auch Kinder Abstand halten müssen. Aber von den Kindern wird sowieso nicht erwartet, dass sie sich dran halten.
    Klar gilt auch die hand hygiene und Niesen in den Ärmel etc. aber die Klassen bleiben gleich.
    Mal sehen, wie sich das über die nächsten 14 Tage auswirkt.

    1. Hej Katja, interessant, dass da an den Schulen nichts geändert wird. Aber wer weiß, vielleicht sind die Ergebnisse ziemlich gleich, und dann können andere Länder da auch wieder lernen. Alles Gute jedenfalls für den Schulstart und LG

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