10 Eigenschaften einer „denkbar ungeeigneten Mutter“

Mein Leben lang war ich der Ansicht, für die Rolle einer Mutter denkbar ungeeignet zu sein. Mein Umfeld bestätigte diese Einschätzung nicht direkt, versuchte jedoch auch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Entsprechend überrascht war ich daher von der festen Überzeugung meiner besseren Hälfte, ich sei mit meinem Humor und der stets guten Laune sogar ganz besonders dazu geeignet, Mutter zu werden.

Ganz offensichtlich kannten wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr lange… Denn mir fielen auf Anhieb mindestens 10 Eigenschaften ein, die mich als „denkbar ungeeignete Mutter“ auswiesen:

  1. Ich schlief gerne. Ich ging abends gerne früh ins Bett und stand morgens gerne spät auf. Am Wochenende war ich auch einem Mittagsschläfchen nicht abgeneigt.
  2. Ich war gerne alleine, konnte stundenlang in Ruhe lesen und wollte nicht ständig andere Leute um mich herum haben.
  3. Ich mochte weder Lärm, noch lautere Stimmen noch sonstige anderweitige , ungeplante Störungen.
  4. Ich brauchte viele Pausen im Alltag. Hatte ich zuviel um die Ohren, standen zuviel Termine oder Erledigungen an, war ich schnell gestresst und wurde hektisch.
  5. Ich war Ordnungsfanatiker und Perfektionist.
  6. ich hatte keinen großen Spaß am Kochen und keine Lust, andere nahrungstechnisch zu verwöhnen. Generell fehlte mir wohl einfach das weibliche „Versorger“-Gen.
  7. Ich plante gerne im Voraus und wollte alles im Detail unter Kontrolle haben. Überraschungen waren nicht meins. Ich liebte Struktur und Vorhersehbarkeit.
  8. Ich hasste unkontrollierbare Schmerzen! Meine Schmerztoleranzgrenze war äußerst niedrig. Eine natürliche Geburt war für mich schon immer vollkommen unvorstellbar.
  9. Ich konnte mir nicht vorstellen, pro Kind zwischen 2 und 3 Jahren völlig aus dem Arbeitsleben auszutreten und nur stundenweise zu arbeiten.
  10. Ich hatte keinerlei Interesse daran, jahrzehntelang den Löwenanteil an Haushalt und Kinderbetreuung zu übernehmen.

 

Meine Einwände wurden unbeeindruckt mit einer lapidaren Handbewegung beiseite gewischt. Punkt 9 und 10 stünden ohnehin nicht zur Debatte, da wir in Dänemark lebten und weder Punkt 9 noch Punkt 10 hier von den Frauen gefordert wurde. Und der Rest…. Papperlapapp. Man wachse schließlich an der Herausforderung. Ein lustiges Wesen und eine positive Lebenseinstellung seien für den Anfang vollkommen ausreichend.

Die Selbstverständlichkeit diese Aussage schmeichelte mir. Ich geriet ins Schwanken. Möglicherweise fühlten sich noch weitere Frauen für die Produktion eigenen Nachwuchses eher ungeeignet und wurden nach Eintritt des erfreulichen Ereignisses eines Besseren belehrt?

Waren die Damen, die nach außen hin denkbar geeignet schienen, auch wirklich die besseren Mütter?  Die wenigsten Frauen hinterfragten sich in den aufgezählten Punkten so unbarmherzig, wie ich das tat. Und welche Frau konnte schon wissen, ob sie für eine Rolle „geeignet“ war, die sie nur aus der Theorie kannte.

Schließlich kam ich zu dem Schluss: Gab ich mein Bestes, würde aus mir vielleicht doch eine ganz passable Mutter werden.

Ich knöpfte meiner besseren Hälfte noch das hoch und heilige Versprechen ab, mindesten 50 % aller anfallenden Herausforderungen und Aufgaben zu übernehmen. Somit stand für mich fest, dass zumindest der künftige Vater denkbar geeignet für seine kommende Rolle war. Ich warf meine eigenen Bedenken über Bord und wagte mich an ein lebenslanges Experiment…

Mutter Natur hatte offensichtlich keine weiteren Einwände und bescherte uns auf die Schnelle den gewünschten Nachwuchs.

Doch wie ergeht es einer Frau, die die oben genannten wenig vorteilhaften Voraussetzungen für das Mama-Sein mitbringt?
Was erlebt sie?
Und wie überlebt sie?

Fortsetzung:
Mutter werden oder: Das Bootcamp!

5 Kommentare zu „10 Eigenschaften einer „denkbar ungeeigneten Mutter““

    1. Ha, da sind sie also, die Mütter, die genauso geeignet sind/waren wie ich 🙂 Freue mich über Dein Outing, Shiz. Haben ja oft schon festgestellt, dass wir das ein oder andere gemeinsam haben.
      Wobei Du mit der fehlenden Ordnungsfanatikerin und dem Nicht Vorplanen müssen ein echtes Plus hast 🙂
      LG

  1. ja, gerade Punkt 3 und 4 sind komplett Ich. Lach. Lärm kann ich eigentlich gar nicht ab.
    Aber ja, die fehlende Ordnungsfanatikerin ist schon ganz gut fürs nackte Überleben. 😉

    Ich war aber auch nie Jemand, die schon immer unbedingt Kinder wollte. Lange wollte ich Keine. Bis dann doch der Traummann kam und die biologische Uhr tickte. 😉

    1. Du bist möglicherweise auch eine High Sensitive Person? Gerade das mit dem Lärm und den Störungen deuten da immer gut darauf hin 🙂
      Ich hab mich in der Beschreibung total wiedergefunden.

      Ich sags ja, Shiz, wir sind uns ähnlich 🙂 ich wollte auch lange gar keine Kinder, und dann kam der Traummann, der aber welche wollte und das Ticken der Uhr 🙂

      Na, jetzt bin ich sehr froh. Bin mein Lebtag noch nicht so viel gewachsen wie an den letzten beiden Jahren 🙂

      Das hat jetzt im Nachhinein in sämtlichen Bereichen seine Vorteile und ist eine gute Belohnung.
      LG
      Mary

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