Das Thema „Essen mit Kindern“ ist eigentlich eine ganze Serie wert. Heute möchte ich nur eine kurze Episode vorstellen, die aber das generelle Chaos ganz gut wiederspiegelt.
Mein lieber Ehemann schrieb mir eine SMS auf die Arbeit, dass er heute das Kochen übernimmt. Nicht, dass er das hätte ankündigen müssen, weil es eine überraschende Ausnahme darstellte: Nein, mein Mann kocht eigentlich in 80 % der Fälle das Abendessen. Wobei ich an der Ausweitung meiner 20 % arbeite und derzeit mit Hilfe meiner privaten, kleinen aber feinen Facebook-Kochgruppe den Inhalt meiner 20 % qualitativ steigere.
Nach meinem letzten Arbeitstag vor einem 2-wöchigen Weihnachtsurlaub komme ich nach Hause. Im Haus riecht es schon verlockend nach Weihnachten. Eine Ente ist im Ofen, Kartoffeln köcheln im Kochtopf und eine Sauce blubbert langsam vor sich hin. Mein Mann hat eine gute Flasche Rotwein geöffnet, und 3 gutgelaunte kleine und große Menschen erwarten mich freudig. Mein Mann verkündet, dass wir heute Abend spontan den Weihnachtsurlaubsbeginn feiern.
Es war wohl doch eine gute Entscheidung, diese Familie zu gründen!
Während das Essen noch in den letzten Zügen perfektioniert wird, begrüßen mich meine beiden Kinder ausgiebig und sehr herzlich. „Mama, ich bin so GLÜCKLICH, dass Du zuhause bist“, sagt die Große. Und „Mama, SE, Mama, SE, Mama, Mama, Mama, Mama, SE SE SE SE“ (der Kleine). Danach dampfen die zwei wieder ab und spielen friedlich alleine weiter, so dass ich Gelegenheit habe, mit meinem Mann in Ruhe den Rotwein zu testen und ein paar erste Alltagserlebnisse auszutauschen. Der Wein ist seinen Preis wert, und die Laune steigt.
Das leckere Essen wird auf die Teller verteilt und wir setzen uns alle an den gedeckten Tisch. Mein lieber Mann sieht uns alle glücklich an und berichtet, dass er sich auf einen gemütlichen Urlaub mit uns freut.
Plötzlich fällt meiner Tochter kurzfristig ein, dass sie nicht neben Papa sitzen möchte sondern neben Mama. Was nicht so einfach ist, da jeweils ein Kind neben einem Elternteil auf seinem jeweiligen Tripptrapp sitzt, und da ich derzeit abends neben Sohnemann sitze, der momentan schwieriger unter Kontrolle zu halten ist beim Essen und der deswegen neben dem Elternteil mit dem zu diesem Zeitpunkt höchsten Geduldsniveau sitzt. Momentan bin ich das.
Ich frage meine Tochter schnell zur Ablenkung, ob sie heute mal ganz nah neben ihrem Bruder sitzen möchte. Was neues. Meine Strategie geht auf, und die kleine Dame wird einfach 20 Zentimeter Luftlinie zur Seite gerückt und sitzt nun ums Eck mit dem kleinen Bruder. Alle sind zufrieden.
Erleichtert schauen wir Eltern uns an und sind stolz darauf, gekonnt einen potentiellen, minutenlangen Zickenanfall umschifft zu haben. Wir prosten uns zu.
Übermütig hebt mein Mann sein Glas auch in Richtung der Kinder und sagt ein paar nette Worte in die Runde. Die Kinder LIEBEN Prost und Skål und suchen beide hektisch nach ihren Bechern, um mit uns anstoßen zu können.
Sohnemanns Becher steht in Reichweite. Er nimmt ihn und wartet geduldig. Der Becher meiner Großen steht eine Armeslänge entfernt. Sie erhebt sich auf ihrem Stuhl, hampelt vor Freude herum und greift nach dem Becher. Dabei lehnt sie sich ein Stück vor. Ihr Bauch landet in ihrem Teller mit der Ente und den Kartoffeln. Im Nu ist der (schicke) Pulli mit brauner Sauce durchtränkt. Sie verliert das Gleichgewicht, mit offenen Mündern, noch das Glas in der Hand, beobachten wir Eltern wie gelähmt, wie sich der Stuhl in Zeitlupe nach hinten schiebt, weg vom Tisch. Meine Tochter rudert zum Ausgleich mit den Armen und fegt dabei mit Schwung Teller und Becher ihres Bruders vom Tisch. Kurz darauf plumpst sie vom Stuhl runter auf ihren kleinen Popo.
Von der herrlichen Familienidylle zum reinen Chaos in weniger als 5 Sekunden! Die Große schreit vor Schreck los, der Kleine brüllt ohrenbetäubend, wütend darüber, dass ihm sowohl sein Essen als auch sein Getränk ungefragt entwendet wurden. Mein Mann verliert die Nerven und holt wutschnaubend Küchenrolle und Lappen. Aus der Küche hört man folgende Sätze: „UNFASSBAR, das war das letzte Mal für die nächsten 5 JAHRE, dass ich leckeres Essen für diese Familie gemacht habe…. NIE ABER AUCH NIE kann das Essen mal normal verlaufen …. !!!“.
Ich blicke – erstaunt vom unerwarteten und plötzlichen Umschwung der Situation – verwirrt auf den Boden, auf dem die ungeschickte Übeltäterin inmitten einen Sees aus brauner Sauce sitzt, rundherum geschmückt mit Kartoffeln und Entenstückchen. Mittendrin liegen zwei bunte Teller sowie ein Becher, der seinen Inhalt in die Umgebung versprüht hat.
Dank Rotwein im Blut beginne ich zu kichern. Unkontrolliert. Sehr pädagogisch, jedoch scheint das die Tiefpunkt-Stimmung meines Mannes etwas abzumildern. Gemeinsam machen wir uns an die Arbeit und beseitigen die Katastrophe. Der Teppich ist nach den vielen verlorenen Breischlachten ohnehin bereits ruiniert und darf lediglich aus Gutmütigkeit seine letzten Lebenstage noch bei uns verbringen.
10 Minuten später ist das 1. Kind gereinigt und wieder auf den Stuhl verfrachtet. Mit der Ermahnung, künftig etwas vorsichtiger zu sein (kicher). Das 2. Kind hat seinen Teller frisch gefüllt bekommen und stürzt sich zufrieden auf die etwas verzögerte Mahlzeit. Die Eltern setzen sich nach der hastigen Reinigungsaktion wieder an den Tisch. Der Adrenalinspiegel sinkt langsam auf das gewohnte (immer etwas erhöhte) Niveau ab.
Ich frage meinen Mann, ob wir nochmal auf den beginnenden Urlaub anstoßen sollen.
Er schüttelt hektisch den Kopf.
Sicher ist sicher…
Auweia. Aber es lohnt sich wohl immer, etwas mehr gekocht zu haben. Hmmmm…. Ente. 🙂
Hallo
Ich möchte gerne zur kochgruppe auf Facebook dazu gehören.
Lieben Gruß
Jacqueline
Liebe Jacqueline,
danke für Dein Interesse!
Die Facebook-Gruppe gibt es nicht mehr in dieser Form…. hat sich irgendwie etwas verlaufen.
Aber vielleicht findest Du auf Facebook ja aktivere und größere Gruppen, wenn Du danach suchst. Bin mir sicher, dass man da was geeignetes finden kann!
LG aus dem Norden, Mary