Archiv der Kategorie: Dänische Besonderheiten

Dänische „Hygge“ und Kamin-Tuning

In der dänischen Sprache gibt es ein ganz besonderes Wort, das man nicht zu 100% ins Deutsche übersetzen kann. In diesem Wort steckt eine ganze Kultur. Ein Wahrzeichen dieses kleinen Landes.

Die „danske hygge“ – die dänische „Hygge“.

Das deutsche Wort, das die dänische „Hygge“ noch am Treffendsten beschreibt, ist „Gemütlichkeit“. Und doch umfasst das Wort „Gemütlichkeit“ nicht alle Facetten der dänischen „Hygge“.

„Hygge“ ist eine ganz besondere Atmosphäre in diesem Land. Etwas, was dieses Land ausmacht. Ein Zusammentreffen mit netten Menschen in einem gemütlichen heimischen Ambiente im dänischen Design, Dinner bei Kerzenlicht und mit gutem Rotwein, im Kamin prasselt ein gemütliches Feuer, draußen pfeift der Wind um die Backsteinmauern, es ist diesig, die Luft riecht frisch und salzig, Möwen kreisen am Himmel und rufen in die weite Dünenlandschaft hinaus und in der Ferne sind die unruhigen Wellen der rauen See zu hören. Dänische „Hygge“ und Kamin-Tuning weiterlesen

Es wird gar nicht mehr hell!

Noch 4 Tage und wir haben den kürzesten Tag des Jahres erreicht. Die Wintersonnenwende.

Und es wird auch langsam Zeit. Denn mittlerweile haben wir hier oben das Gefühl, dass die Sonne gar nicht mehr aufgeht. Meist versteckt sie sich ohnehin hinter tiefhängenden, schweren Wolken. Aber selbst an Tagen ohne dichte Wolkendecke sieht man hier nur wenig Licht.

Die Nacht geht grundsätzlich bis 9 Uhr. Eine halbe Stunde vor diesem Zeitpunkt findet irgendwann offiziell eine Dämmerung statt und man kann ohne Taschenlampe seinen Weg zur Arbeit finden. Gegen 11 Uhr zwinge ich meist meine lieben Kollegen des DanCenter-Kundenservices dazu, das elektrische Licht auszuschalten. Wir wollen doch das Gefühl haben, dass das Tageslicht wenigstens für 2-3 Stunden ganz alleine ausreicht, unser Büro zu erhellen.

Gut, dass die Bildschirme und die kleinen Tischlampen noch etwas Licht spenden. So kommen wir durch diese 2-3 Tageslichtstunden. Nur wenig später kommt meist schon ein Kollege herein und fragt, warum zum Teufel wir im Dunkeln sitzen. Spätestens da gebe ich meinen Widerstand auf. Das elektrische Licht wird wieder eingeschaltet. Es ist 14 Uhr.

Blickt man gegen 15.30 Uhr aus dem Fenster, guckt einem das eigene Spiegelbild entgegen.

Um 16 Uhr ist es stockdunkel und die Nacht beginnt. Es wird gar nicht mehr hell! weiterlesen

Julefrokost-Strohwitwe die Zweite

Heute ist mal wieder eine der traditionellen, berühmt-berüchtigten dänischen Weihnachtsfeiern. Sie heißen JULEFROKOST (von dän. Jul: Weihnachten und frokost: Mittagessen) und sind so ein bisschen das, was bei uns in Deutschland FASCHING ist.

Jeder, der einen Job hat, hat mindestens einen Julefrokost. Meiner wäre gestern gewesen, aber es macht wenig Sinn, dort halb krank aufzuschlagen, denn man braucht alle seine Kräfte 🙂  Viele haben aber mehrere Julefrokosts, mit Freunden, mit den Kollegen des Nebenjobs, mit alten Abschlussklassen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Viele Julefrokosts beginnen schon sehr früh am Tag bzw. Nachmittag, denn eigentlich waren sie ja mal ursprünglich Mittagessen. Deswegen enden sie aber nicht unbedingt früher, sondern es wird gefeiert, so lange man kann. 

Es gibt ein traditionelles kaltes Buffet mit ganz bestimmten Leckereien. Eine Art Krustenbraten, Matjes in Zwiebeln, Frikadellchen, Gurken, Leberwurst, eine spezielle Bratwurst, Eier, Krabben und vieles mehr. Dazu wird gut getrunken. Bier und dann immer mal noch ein Schnäpschen dazwischen. Oder auch zwei.

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Heimweh und Hindernisse

Drei Wochen nach meinem Umzug nach Kopenhagen trat schließlich ein, wovor ich mich gefürchtet hatte:

Ich bekam Heimweh!

Es fühlte sich allerdings ganz anders an, als ich mir vorgestellt hatte. Ich verspürte keinen Drang, nach Deutschland zurückzukehren. Las ich jedoch eine E-Mail von meinem Vater oder Bruder, brach ich hinterher in Tränen aus. Es dauerte danach jedes Mal eine ganze Weile, bis ich mich wieder gefangen hatte. Mein Däne stand meinen plötzlichen Ausbrüchen ein wenig hilflos gegenüber.

In meinem neuen Alltag hatte ich weiterhin das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Ständig gingen Kleinigkeiten schief. Überall gab es kleine Hindernisse zu bewältigen. Ich war neu in Dänemark und musste vieles neu erlernen. Dinge, die ich in Deutschland ganz selbstverständlich und ohne großes Nachdenken bewältigt hatte.  Heimweh und Hindernisse weiterlesen

Die weibliche Hand im Haushalt

2014-03-21-Mülleimer-go-feminin

Nach den roten Sofakissen und kuscheligen Fleece-Decken folgten meinerseits weitere Eingriffe in den männlich-spartanischen, dänischen Haushalt.

Mit weiblichem Geschick bewegte ich meinen Dänen dazu, gemeinsam mit mir neue Bettwäsche zu kaufen, die trotz ihrer dezenten Farben eine willkommene Abwechslung zur bisher vorhandenen, natürlich weißen Bettwäsche darstellte.

Die neue Bettwäsche kauften wir in der IKEA um die Ecke. Da Frauen die IKEA generell niemals mit nur einer einzigen Ware verlassen würden, nahm ich bei dieser Gelegenheit noch mehrere Topfpflanzen, Dekorationen und selbstverständlich verschiedenartige Kerzen mit in unser neues Heim.

Die bisherigen Topfpflanzen nahm ich vertrauensvoll unter meine Obhut. Was diese auch bitter nötig hatten. Munter verteilte ich meine Dekorationen in der Wohnung. Mein Däne fand es sehr gemütlich und ließ mich gewähren.

Bei einem weiteren Streifzug durch die Innenstadt Lyngbys entdeckte ich ein nettes Haushaltswarengeschäft. Dort erstand ich Eierbecher und eine Erstausstattung an Tupperdosen. Dinge, die im Männerhaushalt meines Freundes bislang nicht existierten. Zu meinem großen Erstaunen, denn ein Haushalt ohne Tupperdosen ist kein Haushalt. Die weibliche Hand im Haushalt weiterlesen

Alles weiß und schwarz – der skandinavische Einrichtungsstil

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Ich gehöre nicht zu den glücklichen Frauen, die scheinbar mühelos und mit sicherem Händchen ihre Wohnung stilvoll und dekorativ einrichten. Was ich auch probiere, welche Möbel und Dekorationen ich auch kaufe und wieviel Zeit und Geld ich auch investiere: Niemals sieht es in den Räumen, in denen ICH lebe, aus wie bei „Schöner Wohnen“ oder „Living at home“. Auch wenn diese Einrichtungsmagazine Frauen wie mir vorgaukeln, dass dies möglich sei.

Mit der Begrenzung dieses Talentes habe ich leben gelernt, wie so viele andere Normalsterbliche auch. Es gibt schließlich wichtigeres im Leben als stilreine Wohnräume.

Bei meiner Auswanderung hatte ich meine 2-Zimmer-Wohnung in der alten Heimat fast unverändert zurückgelassen. Diese Wohnung war viele Jahre lang mein geliebtes, gemütliches Reich gewesen. Ich würde sie erst aufgeben, wenn ich festgestellt hatte, dass ich für ein Leben im hohen Norden geeignet war.

In meinen Augen hatte ich meine kleine Wohnung über die Jahre hinweg funktionell und hübsch eingerichtet. Bei den Möbel war meine Wahl auf „Buche furniert – mit Anthrazit-Elementen“ gefallen. Massivholz war rein preislich für die Wenigsten schon in den 20ern drin. Mein Futon-Bett war aus diskretem, matten Stahl. Mein Kleiderschrank hatte Spiegeltüren. Die Wohnzimmer-Schrankwand war abwechselnd mit thematisch zusammengehörigen Büchern und dekorativen Kerzenarrangements befüllt. Abgerundet wurde das Gesamtbild von einem riesigen, blitzeblauen Sofa, auf dem es sich herrlich fläzen ließ. Die  Teppiche waren je nach Bereich in blau, beige und hellgrau gehalten. Ich fühlte mich äußerst wohl in meinem kleinen Reich!

Als mein Däne mich zum ersten Mal besuchte, zeigte ich ihm voller Stolz meine Wohnung.

„Du hast es ja recht bunt“, war sein Kommentar. Nach ein paar Sekunden fügte er überrascht an: „Ui! Ein blaues Sofa!“ Alles weiß und schwarz – der skandinavische Einrichtungsstil weiterlesen

Endspurt und Abschiede…

Offiziell war die letzte, zweieinhalb Wochen lange Etappe nur ein „Besuch“ in Deutschland! Denn am 20. September hatte ich mich mit meiner Aufenthaltsgenehmigung bereits als Einwohnerin in Lyngby registrieren lassen und meine CPR-Nummer beantragt.

In Dänemark erhält jeder Einwohner eine sogenannte CPR-Nummer, d.h. eine persönliche Nummer des zentralen Personenregisters (Det Centrale Personregister). Ohne CPR-Nummer kann man in Dänemark NICHTS, aber auch GAR NICHTS tun. Bevor die Babys in Dänemark einen Namen bekommen, was laut Gesetz bis zu 6 Monate nach der Geburt warten kann, haben sie schon längst ihre CPR-Nummer. Diese wird sofort am Tag der Geburt vergeben!

In Dänemark ist man eine Nummer, und diese Nummer spiegelt irgendwann alle wesentlichen Bereiche des Lebens wieder. Alle Konten sind über diese Nummer gemeldet, Telefonanschlüsse, Versicherungen, Jobs, Steuerpflicht, Finanzen, Kredite, Immobilien, Verträge mit Energieversorgern, Kabelfernsehen, Internetanschluss, Kinderbetreuung, Schule. ALLES. Der dänische Staat kann dadurch theoretisch sehr leicht detaillierten Einblick in das Leben eines jeden Einwohners in Dänemark erhalten. Und dadurch seine Schäfchen gezielter „führen“ als das in anderen Ländern möglich ist, meinen die Anhänger dieses Systems.

Für mich als Deutsche war das natürlich etwas „strange“.
1984! „Big brother is watching you!“ Endspurt und Abschiede… weiterlesen