Die weibliche Hand im Haushalt

2014-03-21-Mülleimer-go-feminin

Nach den roten Sofakissen und kuscheligen Fleece-Decken folgten meinerseits weitere Eingriffe in den männlich-spartanischen, dänischen Haushalt.

Mit weiblichem Geschick bewegte ich meinen Dänen dazu, gemeinsam mit mir neue Bettwäsche zu kaufen, die trotz ihrer dezenten Farben eine willkommene Abwechslung zur bisher vorhandenen, natürlich weißen Bettwäsche darstellte.

Die neue Bettwäsche kauften wir in der IKEA um die Ecke. Da Frauen die IKEA generell niemals mit nur einer einzigen Ware verlassen würden, nahm ich bei dieser Gelegenheit noch mehrere Topfpflanzen, Dekorationen und selbstverständlich verschiedenartige Kerzen mit in unser neues Heim.

Die bisherigen Topfpflanzen nahm ich vertrauensvoll unter meine Obhut. Was diese auch bitter nötig hatten. Munter verteilte ich meine Dekorationen in der Wohnung. Mein Däne fand es sehr gemütlich und ließ mich gewähren.

Bei einem weiteren Streifzug durch die Innenstadt Lyngbys entdeckte ich ein nettes Haushaltswarengeschäft. Dort erstand ich Eierbecher und eine Erstausstattung an Tupperdosen. Dinge, die im Männerhaushalt meines Freundes bislang nicht existierten. Zu meinem großen Erstaunen, denn ein Haushalt ohne Tupperdosen ist kein Haushalt.

Den alten, verrosteten Geschirrständer auf der Spüle entsorgte ich und ersetzte ihn durch einen sauberen, neuen. Eine Spülmaschine hatten wir nicht. Bereits nach 2 Wochen ging mir, die ich nun jahrelang eine Spülmaschine im Hause hatte, auf die Nerven. Dezent ließ ich durchklingen, dass eines unserer nächsten Projekte eine Spülmaschine  sein sollte.

Zu guter letzt setzte ich sehr schnell einem ganz speziellen Thema meinen weiblichen (und deutschen?) Stempel auf:
Dem Mülleimer!
Ich stammte aus einer Gegend, in der der Müll sorgfältig getrennt und in mindestens 5 verschiedenen Tonnen und Säcke entsorgt wurde. Mit Entsetzen beobachtete ich, wie mein Däne Papier, Essensreste, Plastik, Glas und Eierkartons in EINEN EINZIGEN Mülleimer warf. Und wie er diese Mülltüte aufgrund des ordentlichen Umfangs schließlich jeden Abend herunterbrachte und  in EINE EINZIGE riesige Mülltonne warf, die den gesammelten Müll der Genossenschaftswohnungen sammelte.  Trennte man in Dänemark den Müll denn überhaupt gar nicht??

Ich erkundigte mich vorsichtig nach den Möglichkeiten der dänischen Mülltrennung. Diese waren tatsächlich im Vergleich zur deutschen Vorgehensweise sehr begrenzt. Eine Pflicht zur Mülltrennung schien es – zumindest in Lyngby – überhaupt nicht zu geben. Nun verstand ich auch, warum die Dänen Deutschland für solch ein überordentliches Land halten…

Ich erfuhr jedoch, dass es durchaus Container von der Kommune für Flaschen, Papier und Batterien gab. Auf freiwilliger Basis konnte man durchaus ein bisschen Müll trennen. Dies war wenigstens ein Anfang. Bei einem meiner Einkäufe besorgte ich 2 große Kartons, wies diesen einen festen Platz in unserer Wohnung zu und erklärte meinem Freund, wofür ich diese einzusetzen gedachte. Zur Glas- und Papiertrennung. Praktischerweise waren die Container für unseren Bezirk gar nicht weit weg von unserer Wohnung.

Schnell gewöhnte sich mein Freund an die neue Vorgehensweise. Dass wir immer noch Biomüll, Restmüll und Verpackungen wild durcheinander entsorgten, verdrängte ich notgedrungen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich auch an diesen „Frevel“. Aber wenigstens trennten wir ordnungsgemäß Flaschen, Batterien und Papier und brachten die sorgfältig getrennten Bestandteile fleißig in den Container um die Ecke.

„Ordnung muss sein“, erklärte ich und erfüllte damit vollumfänglich das Klischeedenken sämtlicher Dänen des Landes im Allgemeinen und das meines Freundes im Speziellen.

Ich war sehr zufrieden mit meinem Werk. Nach nur 2 Wochen war es unübersehbar: In dieser Wohnung wohnte (auch) eine Dame.

Beitragsbild: http://www.gofeminin.de/ich-die-anderen/nachbarschaftsstreit-d22224c286689.html

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2 Kommentare zu „Die weibliche Hand im Haushalt“

  1. Hej Mary,
    bei deinem Bericht über die Mülltrennung musste ich mehr als einmal schmunzeln. Wir sind in Deutschland auch echte „Recykler“ gewesen und haben den Müll immer, wie es sich gehört, getrennt.
    Eins habe ich abe schnell hier gelernt…..Mülltrennen und „wie es sich gehört“ interessiert hier reichlich wenig.
    Ansonsten finde ich mich (uns) in so vielen deiner kleinen Geschichten wieder……mach so weiter.
    Ich werde regelmässig mal reinschauen und mich mit dir am „danish way of live“ erfreuen.
    LG Susanne aus Løkken

    1. Hallo Susanne,
      seid Ihr auch deutsche Auswanderer?
      Lökken ist sicher auch super toll – erzähl, was treibt Euch dorthin?

      Jaja, dann kannst Du Dich bald sicher noch in allen Stories wiederfinden, die ich noch so zur Auswanderung und der ersten Zeit in DK geplant habe…. Da gibt es ja immer viel lustiges und merkwürdiges zu erleben.

      Freue mich, wenn Du hier regelmäßig reinschauen willst! Du kannst den Blog auch bequem abonnieren, entweder per Mail, Facebook, Google oder oder oder…

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      Frohe Ostern und gute Nacht
      Mary

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