Noch 4 Tage und wir haben den kürzesten Tag des Jahres erreicht. Die Wintersonnenwende.
Und es wird auch langsam Zeit. Denn mittlerweile haben wir hier oben das Gefühl, dass die Sonne gar nicht mehr aufgeht. Meist versteckt sie sich ohnehin hinter tiefhängenden, schweren Wolken. Aber selbst an Tagen ohne dichte Wolkendecke sieht man hier nur wenig Licht.
Die Nacht geht grundsätzlich bis 9 Uhr. Eine halbe Stunde vor diesem Zeitpunkt findet irgendwann offiziell eine Dämmerung statt und man kann ohne Taschenlampe seinen Weg zur Arbeit finden. Gegen 11 Uhr zwinge ich meist meine lieben Kollegen des DanCenter-Kundenservices dazu, das elektrische Licht auszuschalten. Wir wollen doch das Gefühl haben, dass das Tageslicht wenigstens für 2-3 Stunden ganz alleine ausreicht, unser Büro zu erhellen.
Gut, dass die Bildschirme und die kleinen Tischlampen noch etwas Licht spenden. So kommen wir durch diese 2-3 Tageslichtstunden. Nur wenig später kommt meist schon ein Kollege herein und fragt, warum zum Teufel wir im Dunkeln sitzen. Spätestens da gebe ich meinen Widerstand auf. Das elektrische Licht wird wieder eingeschaltet. Es ist 14 Uhr.
Blickt man gegen 15.30 Uhr aus dem Fenster, guckt einem das eigene Spiegelbild entgegen.
Um 16 Uhr ist es stockdunkel und die Nacht beginnt.
Ich erinnere mich noch gut an meine Auswanderung vor 6 Jahren. Ich kam in Kopenhagen im Oktober an und fand die Dunkelheit immens. Und es wurde mit jeder Woche noch dunkler. Im Dezember war ich reif für einen Winterschlaf und kam vor bleierner Müdigkeit fast gar nicht mehr auf die Beine In Deutschland konnte ich den Lichtmangel im Winter ebenfalls spüren, aber die knapp 2 zusätzlich täglich fehlenden Lichtstunden in Kopenhagen machten mir wirklich zu schaffen.
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnte und zum Beispiel im Sommer auch länger als 5 Uhr schlafen konnte, obwohl die Sonne zu dem Zeitpunkt bereits vom Himmel strahlte. Der gängige deutsche lichtundurchlässige Außen-Rolladen am Fenster? Fehlanzeige. Hier in Dänemark hat man entweder gar keinen Sichtschutz, luftige Gardinen oder in meinem Falle als Exil-Deutsche irgendwann dicke Jalousien, um ein Rolladen-Feeling wenigstens ansatzweise zu imitieren.
Der Körper ist in dieser Winterzeit im Norden schon etwas verwirrt. Man ist mindestens müde von 16 bis 9 Uhr. Und da die Lichtquelle zwischenrein auch nicht gerade nennenswert ist, auch gerne länger. Manchmal auch durchgehend.
Aber ich beschwere mich nicht! Denn was für Erwachsene gilt, gilt auch für Kinder. Denen habe ich beizeiten erklärt, dass man schlafen geht, wenn es dunkel wird. Und dass man nur aus Versehen aufwacht, wenn es draußen noch dunkel ist, und in diesem Fällen einfach weiterschläft. Das funktioniert prächtig, und wir schlafen so viel wie niemals zuvor im Sommer.
Bis zur Sommersonnenwende muss mir diesbezüglich natürlich noch eine andere Erklärung für die gewünschten Schlafzeiten einfallen. Aber das hat Gott sei Dank noch 6 Monate Zeit!