Heute ist mal wieder eine der traditionellen, berühmt-berüchtigten dänischen Weihnachtsfeiern. Sie heißen JULEFROKOST (von dän. Jul: Weihnachten und frokost: Mittagessen) und sind so ein bisschen das, was bei uns in Deutschland FASCHING ist.
Jeder, der einen Job hat, hat mindestens einen Julefrokost. Meiner wäre gestern gewesen, aber es macht wenig Sinn, dort halb krank aufzuschlagen, denn man braucht alle seine Kräfte 🙂 Viele haben aber mehrere Julefrokosts, mit Freunden, mit den Kollegen des Nebenjobs, mit alten Abschlussklassen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Viele Julefrokosts beginnen schon sehr früh am Tag bzw. Nachmittag, denn eigentlich waren sie ja mal ursprünglich Mittagessen. Deswegen enden sie aber nicht unbedingt früher, sondern es wird gefeiert, so lange man kann.
Es gibt ein traditionelles kaltes Buffet mit ganz bestimmten Leckereien. Eine Art Krustenbraten, Matjes in Zwiebeln, Frikadellchen, Gurken, Leberwurst, eine spezielle Bratwurst, Eier, Krabben und vieles mehr. Dazu wird gut getrunken. Bier und dann immer mal noch ein Schnäpschen dazwischen. Oder auch zwei.
Den Vergleich mit Fasching ziehe ich, da die Julefrokost-Zeit in Dänemark eine Art Ausnahmezustand ist. Manche Dänen freuen sich auf diese „Weihnachtsfeiern“ (das deutsche Wort klingt irgendwie zu schlapp für die Begebenheit) wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Dementsprechend geht es auf diesen Festen ganz schön zur Sache!
VOR der Julefrokost-Zeit geben daher einschlägige Zeitungen brauchbare Tipps, wie man am geschicktesten durch diese Zeit kommt. Beispielsweise „10 Tipps, um einem Kater vorzubeugen“, oder „10 Tipps, den Kater schnell wieder loszuwerden“ oder „10 Tipps, wie Du auf einem Firmen-Julefrokost auch hinterher noch Deinen Kollegen in die Augen schauen kannst“ oder „10 Tipps, wie Deine Ehe einen Julefrokost heil übersteht“.
Irgendwann habe ich mal gelesen, dass der Großteil der Trennungen und Scheidungen nach der Julefrokost-Zeit erfolgt. Aber den Link mit dieser Statistik suche ich jetzt nicht mehr heraus….
Daher also mein direkter Vergleich mit dem deutschen Fasching 🙂 Was es hier in Dänemark übrigens überhaupt nicht gibt. Das bisschen „Fastelavn“, was die Dänen vorweisen, hat nichts mit der deutschen Faschingskultur zu tun. „Fastelavn“ ist definitiv ein zu schlappes Wort für die deutsche Begebenheit Fasching.
Als ich 2007 im Oktober als unbedarfte Deutsche nach Dänemark kam, stand die Julefrokost-Zeit vor der Tür. Ich hatte noch keinen Job, ergo keinen Julefrokost.
Mein Däne dagegen hatte ganze 5 an der Zahl. Ich war beeindruckt.
Nach dem 5. Julefrokost war ich weniger beeindruckt. Die Vorweihnachtszeit hatte ich mir doch etwas gemütlicher vorgestellt. So mit Paarabenden neben dem geschmückten Weihnachtsbaum und besinnlichen Zeiten zusammen. Oder mit Festen, die man zusammen feieert.
Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt 🙂 Und mein Däne hat keine vollen 5 Julefrokoste mehr. 3 ist der Kompromiss.
Heute ist der Zweite – und da wir unseren großen Wildfang zufällig zeitgleich an die Oma über Nacht ausgelagert haben, bin ich Strohwitwe mit der elterlichen Verantwortung nur für einen Zwerg.
Das ist somit heute sehr gemütlich, und es gibt keine Chaos-Story im Blog.
Wir haben die Große abgegeben mitsamt Reisebett, 4 Kuscheltieren, ihren Perlen, ihrem Kleinen Donner (Yakaris Pferd) und einem Rucksack mit all den anderen notwendigen Über-Nacht-Utensilien, danach haben wir Papa bei seiner Julefrokost-Location rausgelassen und dann sind Mama und Sohn gemütlich nach Hause gefahren.
Wir haben zusammen gekocht (ganz besinnlich), zusammen gegessen (ohne das totale Chaos wie sonst), uns mit Buntstiften und Playmobil vom Nikolaus beschäftigt, danach wollte der Zwerg gerne Baden, danach noch eine Runde Versteck Spielen und dann wollte die Mama ihre Ruhe und schickte den Zwerg ins Bett. Das lief komplikationslos. Der Zwerg hat die volle Aufmerksamkeit sehr genossen und ist richtig aufgeblüht.
Da hab ich doch meine besinnliche Zweisamkeit!! Und hinterher eine herrliche Ruhe im ganzen Haus.
Ein Gedanke zu „Julefrokost-Strohwitwe die Zweite“