Archiv der Kategorie: Alltag im Norden

Summer in Denmark – und ein Segelboot

So dänisch ist das wahrscheinlich gar nicht, so ein Segelboot. Für mich allerdings schon, da ich in meinem deutschen Leben nie mit einem in Berührung gekommen war. Weder kannte ich jemanden, der ein Segelboot besaß, noch bin ich in meiner alten Heimat jemals über einen kleinen Hafen mit diesen hübschen, kleinen Segelbooten gestolpert.

Dann kam ich nach Dänemark. Irgendwann eröffnete mir mein Däne, er habe „im Übrigen“ auch ein Segelboot. Ich riss die Augen auf. Ein WAAAS?

Ein Segelboot.

Ich klappte den Mund wieder zu. Ein Boot. Das klang schick. Ich hatte offenbar den richtigen Mann aufgetrieben. Die Auswanderung schien sich gelohnt zu haben.

Nun ja, wie schick das Ganze wirklich ist, weiß ich nicht. Das Boot ist keine Segeljacht sondern eben ein Boot. Ein kleines Boot. Und alt ist es auch. Baujahr 1969 und damit genau so alt wie unser Häuschen im Grünen.

Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Alles in alt, aber was spielt das schon für eine Rolle!

Laut meinem Dänen ist das Alter des Bootes auch noch ein echter Vorteil, denn „damals wurde diese Art von Booten noch nicht komplett maschinell produziert wie heute, sondern von Hand gefertigt“. Das merke man an der Qualität und am geringen Verschleiß.

Mir auch ganz egal, denn das Boot ist tipp topp in der Reihe, dank dem Vorbesitzer (meinem Schwiegervater) sowie meinem Mann, die beide stets sehr pflegsam und letzterer ganz besonders perfektionistisch mit dem Teil umgegangen sind. Denne alle 4-5 Jahre sollte ein solches Boot offenbar an Land abgeschliffen und mindestens 5-6 Mal gestrichen und versiegelt werden.

Wir unternahmen also die ersten, für mich sehr spannenden Segeltörns. Dann wurde ich schwanger und die Zeiten auf dem Boot minimierten sich auf Null. Die Folgejahre standen bekanntermaßen ganz im Zeichen der Familiengründung und Nachwuchsbetreuung… Nacktes Überleben war angesagt. Das Boot fristete mehr oder weniger einsam sein Dasein im Hafen des Örtchens Holte, am Furesø. Darüber hinaus hatten wir auch ein Haus gekauft, ein gutes Stück weg von Kopenhagen, so dass der Hafen nicht mehr ganz so optimal lag.

Nichtsdestotrotz wurde das Boot jedes Jahr ins Wasser gelassen und pünktlich, wenn der Segelclub die Winter-Deadline ausrief, wieder aus dem Wasser an Land gehievt und auf das Gestell verfrachtet, auf dem das Boot den Winter verbringen sollte.

Dieses Jahr kehrten bei uns allen endlich die längst vergessen geglaubten Energien zurück. Sowohl mein Mann als auch ich stürzten uns in Projekte, die einmal nicht nur mit dem geliebten Nachwuchs zu tun hatten. Das Projekt meines Mannes war das Boot. Genauer genommen ein Hafenwechsel.

Furesö

Er kündigte den Platz im Hafen bei Holte und meldete sich im Segelclub von Farum (linkes Kreuz) an, von unserer kleinen Schlafstadt (nicht auf der Karte) nur 20 Minuten entfernt. Summer in Denmark – und ein Segelboot weiterlesen

Frühlingsprojekte

Vor genau einer Woche deklarierte ich die Jahreszeit im Kopenhagener Umland offiziell als „Frühling“. Die Dänen sprachen wahrscheinlich schon wochenlang vom „Frühling in Dänemark“, aber mir waren die Windstärken noch deutlich zu hoch und somit keinerlei Frühlingsgefühle in Sicht.

Vergangenes Wochenende dann der Umschwung: Wir verließen am Vormittag das Haus und wurden erstmals seit sieben Monaten nicht von Windstößen angeschoben, gebremst oder gar umgeworfen. Wir konnten uns sogar in unserem Garten am Feldrand aufhalten, ohne dass uns Plastikschaufeln und Mützen davonflogen. Ganz ohne Hindernisse schien die Sonne auf unsere winterbleiche Haut.

Das tolle Wetter hielt sich das ganze Wochenende. Der Wettergott in Dänemark schien uns zeigen zu wollen, dass noch anderes Wetter als Wind und bleigrauer Himmel existiert. Doch leider ging er sehr sparsam mit diesem kleinen Vorgeschmack um. Die Einwohner des Nordens sollen schließlich nicht gleich größenwahnsinnig werden… Der Wettergott ruderte daher vergangene Woche wieder zurück und präsentierte uns die übliche Suppe. Und Wind. Extra scharf. Was sonst!

Da ich übermütigerweise nach dem ersten Frühlingswochenende gleich eine Monatskarte für die Bahn gekauft habe und statt mit dem Auto wieder mit S-Bahn und Fahrrad zur Arbeit pendele, verfluchte ich mehr als einmal den Gegenwind, der es aus mystischen Gründen hier in Dänemark stets schafft, aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Frühlingsprojekte weiterlesen

Nochmal tief durchatmen… am Fjord

Die Zeit rast…. Es ist schon wieder Mitte März!
Nun kann der Frühling wirklich nicht mehr weit sein… In den letzten Tagen hatten wir hier oben im hohen Norden erstmals Temperaturen bis 10 Grad. Ohne Nachtfrost!

Letztes Wochenende war davon jedoch noch nichts zu spüren. Die Tage waren grau in grau, wie die 100 Tage zuvor.

Samstag vor einer Woche, als die Wände unseres Häuschens mal wieder enger zu rücken schienen, flüchteten wir spontan ans Wasser. Gummistiefel an, zehn Minuten im Auto Richtung Frederikssund und wir waren am Roskilde Fjord.

Am Wasser sieht die Welt nie wirklich grau aus…

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Flucht aus dem Grau: Liseleje Strand, Seeland, Dänemark

In den letzten Wochen haben wir hier auf Seeland nur ganz vereinzelt die Sonne gesehen. Sie versteckt sich hartnäckig hinter riesigen Wolkentürmen und lässt uns nach und nach vergessen, dass es sie je gegeben hat. Die Tage zeigen sich in unterschiedlichen Grau-Tönen. Am Morgen verdrängt ein dunkles Anthrazit die tintenschwarze Nacht. Unmerklich geht dieses Dunkelgrau in ein schmutziges Mittelgrau über. Höhepunkt des Tages ist um die Mittagszeit herum schließlich ein helles Mausgrau! Danach bereiten sich die Lichtverhältnisse fleißig auf die kommende Nacht vor und die Grau-Nuancen entwickeln sich einfach wieder rückwärts. Grau in Grau. Farblos. Und das seit Wochen!

Der Lichtmangel führte bei uns zuhause langsam aber sicher zu klaustrophobischen Zuständen. Wir waren in der letzten Zeit schnell müde, antriebslos und oft auch mal gereizt. Uns allen und ganz besonders den Kindern fiel jedes Wochenende die Decke auf den Kopf. Zusätzlich zu dem Grau(en) am Himmel stürmte und regnete es oft, was nicht gerade dazu einlud, das Haus mit zwei Kleinkindern zu verlassen. Also tigerten wir alle vier rastlos durch unser Haus, das immer enger zu werden schien.

Letztes Wochenende sank meine Laune dann endgültig auf den Tiefpunkt. Samstag Morgen stellte ich fest, dass sich die Sohle meiner teuren Lieblingsstiefel löste. Gleich auf beiden Seiten. Die Stiefel, aus Deutschland importiert, hüte ich wie einen Schatz. Das raue dänische Wetter fordert jedoch seinen Tribut.

Für Samstag Nachmittag hatte ich mir vorgenommen, meinen Kleiderschrank aufzuräumen. Etwas lustlos öffnete ich den Schrank und wollte mich an die Arbeit machen. Doch beim Anblick der Klamotten verging mir der Elan. Der Farbmangel  am dänischen Winterhimmel spiegelt sich exakt in meiner skandinavischen Winterkleidung wieder: Schwarz, anthrazit, mausgrau, mittelgrau, beige, braun, hellgrau. Nicht zu vergessen schwarz. Kein einziger Farbtupfer war zu erkennen. Mit ein zwei Stündchen Aufräumen war es hier nicht getan. Der Kleiderschrank brauchte eine Generalüberholung für den Frühling! Sofern dieser überhaupt jemals kommt…

Januar und Februar in Skandinavien: Keine leichte Aufgabe fürs Gemüt. Ich brauchte dringend neue Energie!

Und wo holt man sich diese, wenn man in Dänemark lebt? Am Meer! Ich beschloss spontan, mit meiner Familie ans Meer zu fahren. Nicht an den Roskilde Fjord, nicht an den Isefjord. Ans „richtige“ Meer!

Zwei Monate zuvor hatte ich nämlich durch Zufall festgestellt, dass die Küste bei Liseleje in Nordseeland und damit das offene Meer genauso schnell zu erreichen sind wie unser bevorzugter Strand am Isefjord. Dies herauszufinden, hat zwar über drei Jahre gedauert, aber besser spät als nie. Ich überzeugte Mann und Kinder von meiner spontanen Idee und 45 Minuten später waren wir am Liseleje Strand.

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Wenn Engel reisen: Als wir den Strand betraten, kam die Sonne für eine halbe Stunde hervor. Der Wind zerrte an unserer Kleidung und peitschte die Wellen an den Strand. Flucht aus dem Grau: Liseleje Strand, Seeland, Dänemark weiterlesen

800 dänische Kronen – Ein IKEA-Abenteuer

Jedes Jahr, pünktlich zur Weihnachtszeit, überfällt mich ein akuter Anfall weiblichen Nestbautriebs. Es beginnt damit, dass mir ganz plötzlich Einrichtungsdefizite auffallen, die ich aus unerklärlichen Gründen im zurückliegenden Jahr übersehen haben muss. An diese Phase schließen sich kreative Ideen zur Beseitigung dieser Defizite an, sowie nachgelagert das dringende Bedürfnis nach neuen Möbelstücken. Höhepunkt des Anfalls ist schließlich ein Besuch bei IKEA.

So auch dieses Jahr. Kurz nach dem Weihnachtsfest fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Unser Schlafzimmer und die Kinderzimmer mussten dringend optimiert werden. Keinen Tag länger konnten wir so leben! Glücklicherweise ließ mich meine Kreativität auch dieses Jahr nicht im Stich: Schon wenige Stunden später meldeten sich grandiose Einfälle an, wie sich alle drei Zimmer auf einfache Weise in perfekte Räumlichkeiten wandeln ließen. Es fehlten lediglich ein Hochbett inklusive Zubehör, ein kleiner Tisch mit zwei kleinen Stühlen und ein neuer Schreibtisch für die Verfasserin dieser Geschichte. Ein kurzer Besuch im Internet bestätigte meine Vermutung: IKEA hatte alles, was zu meinem Nestbau-Glück fehlte. Nun musste ich nur noch mein Mann von meinem kleinen Projekt überzeugen.

Nun habe ich das Glück, an einen Mann geraten zu sein, der längst eingesehen hat: Es ist für alle Beteiligten das Beste, wenn er meinen spontanen Umgestaltungsplänen zügig folgt. Jedoch gibt es an dieser Stelle eine ganz persönliche Herausforderung für ihn: Der IKEA-Besuch. Denn bei meinem Mann verhält es sich wie bei den meisten männlichen Bewohnern dieses Planeten: Die ersten Stresssymptome treten bereits auf, wenn er die riesige Drehtür des Möbelriesen betritt. 800 dänische Kronen – Ein IKEA-Abenteuer weiterlesen

Frohes neues Jahr – Godt nytår 2015!

Plötzlich stand er vor der Tür: Der letzte Tag des Jahres 2014!!! Verrückt, wie schnell 2014 vergangen ist!

Für uns war es ein ereignisreiches Jahr mit (glücklicherweise) immer größer und selbständiger werdenden Kleinkindern, mit mehreren Jobwechseln sowie mit vielen kleineren und größeren Ereignissen, die stets für geeigneten Blog-Stoff sorgen.

Den Abschluss dieses fröhlich-turbulenten Jahres feiern wir wieder ganz bewusst nur zu viert, zurückgezogen vom Silvestertrubel! Trubel haben wir schließlich im Alltag zur Genüge.

Mein lieber Däne hat mir gerade noch eine Wand im Schlafzimmer gestrichen, an der meine neue Schreibecke für 2015 entstehen soll…. Denn mir fehlt in all dem Familien- und Kleinkindtrubel eine Art ruhiger Rückzugsort. Ein noch eingepackter Schreibtisch von IKEA, eine Lampe, eine hübsche Topfpflanze und Ohrenstöpsel stehen ebenfalls schon in den Startlöchern. Ich habe die Hoffnung, mir in dieser Umgebung schon bald die ein oder andere ruhige und kreative Stunde abzweigen zu können. Was wäre der Mensch ohne Träume? Frohes neues Jahr – Godt nytår 2015! weiterlesen

God jul – Frohe Weihnachten!

Die 4 Nordlichter wünschen allen Blog-Lesern „GOD JUL“ – FROHE WEIHNACHTEN!

Wir haben es auch dieses Jahr „just in time“ geschafft, alle Geschenke rechtzeitig zu besorgen sowie einzupacken, den Weihnachtsbaum zu schmücken und die Ente im Ofen vorzubereiten, bevor gleich der alljährliche Trubel losgeht. Dieses Jahr haben wir noch etwas mehr geschwitzt als sonst, aber es ist vollbracht:

Heiligabend kann kommen!

Nachdem wir im vergangenen Jahr in Deutschland bei der Familie gefeiert haben, ist dieses Jahr wieder die dänische Familie dran. Wir werden ganz nach dänischer Tradition feiern, mit Ente, Nackenbraten, süßen Kartoffeln, Rotkohl und brauner Sauce – und natürlich nicht zu vergessen mit dem dänischen Dessert „Risalamande“ inkl. Kirschsauce und der obligatorischen Mandel für das Mandelgeschenk. Ich bin gespannt, wer dieses Jahr die Mandel findet. Da wir mit drei kleinen Kindern feiern, besteht stets die Gefahr, dass der kleine glückliche Gewinner die Mandel zerbeißt, bevor er sich als Gewinner des Mandelgeschenks outet… God jul – Frohe Weihnachten! weiterlesen