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3 Wochen

3 Wochen ist es jetzt her, dass Dänemark ein Stück Normalität zurück gewonnen hat. 3 Wochen, in denen bei uns Nordlichtern dank eines kurzfristig aus dem Boden gestampften neuen Schulkonzeptes ein neuer Alltag  Einzug gehalten hat. Die Phase 1 der schrittweisen Wiedereröffnung Dänemarks ist in vollem Gange.

War ich die ersten Schultage noch extra aufmerksam in Bezug auf Krankheitssymptome, die auch nur im entferntesten mit Corona in Verbindung zu bringen sind, hat sich diese Nervosität mittlerweile in einem normalen Bereich eingependelt. Man gewöhnt sich an alles. Auch an ein Leben mit Virus.

Nachlässig werden ist allerdings nicht angesagt. Die neuen Vorgaben sind unmissverständlich und streng. Niemand darf  mit irgendeinem wie auch immer gearteten Krankheitssymptom in Kindergarten, Schule, Arbeit oder sonst irgendwo in der Öffentlichkeit auftauchen.

So ist das, in unserer neuen Welt.

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Herbstausflug – Sommerhausgebiet Tollerup, Nordseeland

Der Herbst ist da. Die Tage werden kürzer, die Nächte kühler. Und zwar mit großen Schritten. Die Sonne versteckt sich immer öfter hinter schweren Wolkengebilden und lässt uns in unzähligen Graunuancen zurück.

Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit! Ich freue mich auf die ruhigen Abende auf dem Sofa, auf die Zeit des Einigelns in den eigenen vier Wänden, auf viel Schlaf und innere Regeneration. Nichtsdestotrotz schlägt auch mir der Herbst in den ersten Wochen erst mal aufs Gemüt. Auch an Herbstliebhabern gehen die Auswirkungen des Lichtmangels nicht spurlos vorüber. Die Umstellung von den hellen, endlosen Sommernächten auf die alles vereinnahmende Dunkelheit des skandinavischen Winters ist aber auch eine echte Herausforderung.

Mein Gemüt (und das meiner besseren Hälfte…) brauchte aus diesem Grunde unbedingt ein bisschen neue Energie. Und was tun wir hier oben, wenn wir müde sind und Energie fehlt? Wir nehmen uns eine kleine Auszeit am Meer. Das hilft mit Garantie.

Zuerst wollten wir heute nach Kulhuse am Isefjord fahren und mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen. Bis ich im Internet dann gerade noch rechtzeitig entdeckte, dass die Fähre den Betrieb saisonbedingt am 1.10. eingestellt hat. Als Alternativprogramm nahmen wir wie üblich Kurs auf Nordseeland, Liseleje. Ich hatte auf der Karte jedoch einen anderen Küstenabschnitt herausgesucht: Tollerup, Nordseeland – ein Sommerhausgebiet. Ganz naiv waren wir davon ausgegangen, dass wir dort irgendwo unser Auto abstellen würden, um mit Eimer und Schaufeln bewaffnet den einsamen Strand zu stürmen. Einsam war der Strand auch tatsächlich, doch von Stürmen konnte keine Rede sein. Denn als wir endlich ankamen, war der Ausblick zwar absolut phantastisch, doch unser Standort leicht erhoben…. Wir standen oben auf der Steilküste und starrten herab auf den feinen Strand, ohne jegliche Möglichkeit dorthin zu gelangen. Klassisch! Das passiert Touristen auf Seeland öfter einmal, wie ich aus Erfahrung weiß. „Falsche Erwartungshaltung“ – so nennt man das im Jargon der Reisebranche 🙂

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Flucht aus dem Grau: Liseleje Strand, Seeland, Dänemark

In den letzten Wochen haben wir hier auf Seeland nur ganz vereinzelt die Sonne gesehen. Sie versteckt sich hartnäckig hinter riesigen Wolkentürmen und lässt uns nach und nach vergessen, dass es sie je gegeben hat. Die Tage zeigen sich in unterschiedlichen Grau-Tönen. Am Morgen verdrängt ein dunkles Anthrazit die tintenschwarze Nacht. Unmerklich geht dieses Dunkelgrau in ein schmutziges Mittelgrau über. Höhepunkt des Tages ist um die Mittagszeit herum schließlich ein helles Mausgrau! Danach bereiten sich die Lichtverhältnisse fleißig auf die kommende Nacht vor und die Grau-Nuancen entwickeln sich einfach wieder rückwärts. Grau in Grau. Farblos. Und das seit Wochen!

Der Lichtmangel führte bei uns zuhause langsam aber sicher zu klaustrophobischen Zuständen. Wir waren in der letzten Zeit schnell müde, antriebslos und oft auch mal gereizt. Uns allen und ganz besonders den Kindern fiel jedes Wochenende die Decke auf den Kopf. Zusätzlich zu dem Grau(en) am Himmel stürmte und regnete es oft, was nicht gerade dazu einlud, das Haus mit zwei Kleinkindern zu verlassen. Also tigerten wir alle vier rastlos durch unser Haus, das immer enger zu werden schien.

Letztes Wochenende sank meine Laune dann endgültig auf den Tiefpunkt. Samstag Morgen stellte ich fest, dass sich die Sohle meiner teuren Lieblingsstiefel löste. Gleich auf beiden Seiten. Die Stiefel, aus Deutschland importiert, hüte ich wie einen Schatz. Das raue dänische Wetter fordert jedoch seinen Tribut.

Für Samstag Nachmittag hatte ich mir vorgenommen, meinen Kleiderschrank aufzuräumen. Etwas lustlos öffnete ich den Schrank und wollte mich an die Arbeit machen. Doch beim Anblick der Klamotten verging mir der Elan. Der Farbmangel  am dänischen Winterhimmel spiegelt sich exakt in meiner skandinavischen Winterkleidung wieder: Schwarz, anthrazit, mausgrau, mittelgrau, beige, braun, hellgrau. Nicht zu vergessen schwarz. Kein einziger Farbtupfer war zu erkennen. Mit ein zwei Stündchen Aufräumen war es hier nicht getan. Der Kleiderschrank brauchte eine Generalüberholung für den Frühling! Sofern dieser überhaupt jemals kommt…

Januar und Februar in Skandinavien: Keine leichte Aufgabe fürs Gemüt. Ich brauchte dringend neue Energie!

Und wo holt man sich diese, wenn man in Dänemark lebt? Am Meer! Ich beschloss spontan, mit meiner Familie ans Meer zu fahren. Nicht an den Roskilde Fjord, nicht an den Isefjord. Ans „richtige“ Meer!

Zwei Monate zuvor hatte ich nämlich durch Zufall festgestellt, dass die Küste bei Liseleje in Nordseeland und damit das offene Meer genauso schnell zu erreichen sind wie unser bevorzugter Strand am Isefjord. Dies herauszufinden, hat zwar über drei Jahre gedauert, aber besser spät als nie. Ich überzeugte Mann und Kinder von meiner spontanen Idee und 45 Minuten später waren wir am Liseleje Strand.

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Wenn Engel reisen: Als wir den Strand betraten, kam die Sonne für eine halbe Stunde hervor. Der Wind zerrte an unserer Kleidung und peitschte die Wellen an den Strand. Flucht aus dem Grau: Liseleje Strand, Seeland, Dänemark weiterlesen