Der Herbst ist da. Die Tage werden kürzer, die Nächte kühler. Und zwar mit großen Schritten. Die Sonne versteckt sich immer öfter hinter schweren Wolkengebilden und lässt uns in unzähligen Graunuancen zurück.
Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit! Ich freue mich auf die ruhigen Abende auf dem Sofa, auf die Zeit des Einigelns in den eigenen vier Wänden, auf viel Schlaf und innere Regeneration. Nichtsdestotrotz schlägt auch mir der Herbst in den ersten Wochen erst mal aufs Gemüt. Auch an Herbstliebhabern gehen die Auswirkungen des Lichtmangels nicht spurlos vorüber. Die Umstellung von den hellen, endlosen Sommernächten auf die alles vereinnahmende Dunkelheit des skandinavischen Winters ist aber auch eine echte Herausforderung.
Mein Gemüt (und das meiner besseren Hälfte…) brauchte aus diesem Grunde unbedingt ein bisschen neue Energie. Und was tun wir hier oben, wenn wir müde sind und Energie fehlt? Wir nehmen uns eine kleine Auszeit am Meer. Das hilft mit Garantie.
Zuerst wollten wir heute nach Kulhuse am Isefjord fahren und mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen. Bis ich im Internet dann gerade noch rechtzeitig entdeckte, dass die Fähre den Betrieb saisonbedingt am 1.10. eingestellt hat. Als Alternativprogramm nahmen wir wie üblich Kurs auf Nordseeland, Liseleje. Ich hatte auf der Karte jedoch einen anderen Küstenabschnitt herausgesucht: Tollerup, Nordseeland – ein Sommerhausgebiet. Ganz naiv waren wir davon ausgegangen, dass wir dort irgendwo unser Auto abstellen würden, um mit Eimer und Schaufeln bewaffnet den einsamen Strand zu stürmen. Einsam war der Strand auch tatsächlich, doch von Stürmen konnte keine Rede sein. Denn als wir endlich ankamen, war der Ausblick zwar absolut phantastisch, doch unser Standort leicht erhoben…. Wir standen oben auf der Steilküste und starrten herab auf den feinen Strand, ohne jegliche Möglichkeit dorthin zu gelangen. Klassisch! Das passiert Touristen auf Seeland öfter einmal, wie ich aus Erfahrung weiß. „Falsche Erwartungshaltung“ – so nennt man das im Jargon der Reisebranche 🙂
Neigten wir uns gefährlich von unserem Aussichtspunkt nach vorne, konnten wir links und rechts von uns mehrere Treppenabgänge entdecken, von denen einer waghalsiger aussah als der andere. Außerdem schienen diese alle zu den schicken, privaten Sommerhausgrundstücken zu gehören. Ein wenig später fanden wir schließlich ein dänisches Pärchen mit Hund, das uns den schnellsten Weg zu einer mehr oder weniger öffentlich zugänglichen Treppe zeigte.
Mit etwas Verspätung stürmten wir dann schließlich wie geplant den Strand und genossen das Meer.
Wir hatten Glück. Die Sonne ließ sich zwar nur selten blicken, sorgte jedoch dennoch für gute Helligkeit. Dazu war es fast windstill. Und den Strand hatten wir wie üblich fast für uns allein. Ein herrlicher Ausflug.
Wir kamen ins Träumen, stellten uns vor, wie es wäre, hier oben an der Küste, nur etwa 45 Minuten von unserem Wohnort entfernt, ein Sommerhaus zu besitzen? Am Wochenende, je nach Lust und Laune, an die Küste fahren und ein paar Tage am Meer zu verbringen?
Dazu müssten wir aber erst mal noch im Lotto gewinnen. Die Preise für Nordseeland können sich nämlich absolut sehen lassen… Wir schauen einfach mal, ob wir nicht irgendwo ein Sommerhaus finden, das man auch nur für ein Wochenende mieten kann. Das erscheint uns für den Anfang billiger 🙂