Wer hätte sie nicht gerne ……die Phantasie eines Kindes!
Ich erinnere mich noch bruchstückhaft an meine eigene Phantasie aus Kindertagen. Mein Kopf steckte täglich voller spannender Ideen, und ich besaß eine unerschöpfliche Energie, meine Einfälle auszuprobieren und umzusetzen.
Ich pflanzte Unmengen an Kakteen in Töpfe und hegte und pflegte sie. Ich sah die kleinen stacheligen Ableger wachsen und produzierte weitere Kinderkakteen. Mutter, Vater und Kind hatten stets einen Namen und ich kannte diese sowie sämtliche verwandschaftlichen Relationen auswendig.
Ich setzte einen Kakteen-Straßenverkauf in Gang, und da mein kleiner Verkaufsstand noch Platz hatte, verkaufte ich gleich noch ein paar alte Teppichstücke mit. Als die Laufkundschaft meine Kakteen und Teppiche kaufen wollte, disponierte ich kurzerhand um und baute ein Kakteen-Museum mit einem Rundweg für Besucher in meinem Zimmer auf.
Als auch bei diesem Projekt die Besucher trotz niedriger Ticket-Preise ausblieben, machte ich aus dem Museum ein Krankenhaus. Die Kakteen kamen in den Schuppen. Mein Krankenhaus hatte 15 Betten zur Verfügung. Meine Stofftiere und Puppen hatten verschiedene Leiden und ich hegte und pflegte sie. Manche mussten operiert werden. Dafür wurden sie mit einer Schere vorsichtig aufgeschnitten. Und natürlich nähte ich sie auch wieder sorgfältig zusammen, nach einem gründlichen Blick auf die Innereien.
Dann wurde ich Forscherin. Ich zählte alle Buchstaben in einem Buch. Hierfür übertrug ich jedes Wort fein säuberlich Buchstabe für Buchstabe in ein riesiges Blatt Papier, das pro Buchstabe eine Zeile hatte. Dieses Projekt dauerte Wochen. Am Ende gewann (natürlich) das E.
Ich fand meine Brettspiele langweilig und erfand daher spannende, neue Spielregeln. Alternativ machte ich mir meine Spielbretter einfach selbst und konnte endlich das spielen, worauf ich Lust hatte.
Ich wollte Dichterin werden und schrieb ganz viele (merkwürdige) Reime.
Das wurde mir jedoch schnell zu langweilig. Also schrieb ich Bücher und Geschichten. Ich gründete mit meiner besten Freundin einen Verlag und wir heuerten noch andere kleine Schriftsteller an. Jeder angestellte Schriftsteller musste sich ein Thema aussuchen und bekam eine Verlagsnummer für dieses zu schreibende Bucuh ausgehändigt. Wir versuchten auch, die angekündigten Texte einzutreiben. Dies gelang uns allerdings kein einziges Mal.
Wir selbst schrieben unsere Bücher jedoch meist auch nicht fertig. Es war wie verhext. Kaum war man mit einem Drittel des Buches fertig, hatte man die Idee zu einem noch besseren Buch. Also gab es einen neuen Titel, eine neue Verlagsnummer und schon war man bei der Arbeit am neuen Buch. Dass auch dieses Buch nie fertig wurde, muss ich wohl nicht erwähnen….
Die Phantasie und Energie eines Kindes ist unerschöpflich.
Wir Erwachsenen könnten uns hiervon oft eine Scheibe abschneiden. Wo ist sie nur abgeblieben, unsere Phantasie? Die Phantasie eines Kindes müsste man haben! weiterlesen →