Vor einiger Zeit sitze ich nach einem langen Arbeitstag in der S-Bahn auf dem Weg von Kopenhagen nach Hause in meine Schlafstadt im Umland, als der Zug plötzlich anhält. Ich schaue aus dem Fenster. Nichts als Felder und dänisches Flachland. Alle sind still. Ich sitze im vordersten Waggon, mit noch einer weiteren Handvoll Passagiere.
Plötzlich öffnet sich die Tür meines Waggons wie von Geisterhand. Frische, kühle Luft strömt ins Abteil. Wie hoch doch so eine Zugtür im Vergleich zum Boden ist, denke ich.
Wenig später kommt der uniformierte Zugführer aus dem vorderen Bereich des Zuges und geht zur Tür. Kommentarlos springt er aus dem Zug und verschwindet aus unserem Blickfeld.
Wir Zuggäste schauen uns überrascht und ratlos an. Eine Weile passiert nichts. Der Wind pfeift um den Zug. Die Minuten vergehen.
Auf einmal sehen wir ein paar Hände an der Waggontür, und mit leichter Mühe zieht sich der Zugführer wieder in den Zug hinein. Er steht auf, klopft sich eine Hand an seiner Hose ab und….. hält unter dem anderen Arm eine riesige Schildkröte! Das Tier ist größer als ein Fußball.
Leise kichernd geht der an uns vorbei und verschwindet mit der Schildkröte im vorderen Bereich.
Die Waggon-Tür schließt sich, und der Zug setzt sich langsam wieder in Bewegung.
Kurz darauf ertönt eine Durchsage: „Liebe Fahrgäste, hier ist der Zugführer. Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung. Ich musste eben eine Schildkröte retten, die sich neben den Gleisen verfangen hatte“.
Alle Zuggäste schmunzeln!
Der Alltag bietet immer wieder Überraschungen.
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