Nach einigen Stunden Schlaf wachte ich auf. Mein erster Tag als Ausgewanderte begann. Ein Sonntag. Es war frühmorgens, stockdunkel und mein Däne schlief noch tief und fest auf dem Matratzenlager. An Weiterschlafen war bei mir nicht mehr zu denken, daher stand ich auf und zog mich an.
Ich inspizierte die Wohnung, machte im Kopf eine Prioritätenliste für die anstehenden Aufgaben und krempelte die Ärmel hoch. Ich begann damit, das Bad gründlich zu putzen. Als ich fertig war, öffnete ich meinen riesigen Koffer und räumte meine sämtlichen Beauty-Produkte, Zahnbürste & Co. mit größter Sorgfalt in die sauber gewischten Schränke ein. Zum Schluss legte ich meinen importierten, flauschigen Badezimmerteppich auf die glänzenden Fliesen und wies meiner alten deutschen Waage einen Ehrenplatz zu. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Im Badezimmer fühlte ich mich schon wie zuhause 🙂 Das Bad – meine erste Basis im neuen Land.
Danach setzte ich meine Arbeit in der Küche fort. Umzugskiste für Umzugskiste wurde inspiziert, Töpfe, Pfannen, Teller, Besteck und Essensvorräte akribisch sortiert und ganz ungestört nach meinem System in die großzügig angelegte, kirschholzfarbene IKEA-Küche eingeräumt. Meine Laune stieg mit jeder Kiste. Das Ganze begann, mir Spaß zu machen. Möglicherweise hatte mein Freund tatsächlich recht damit, dass mir das Einrichten einer gemeinsamen Wohnung helfen würde, mich hier schneller wohl zu fühlen.
Wenig später stand mein Däne in der Küche und bewunderte meine Fortschritte. Den Rest des Tages packten wir zusammen an. Wir pendelten zwischen den beiden Wohnungen hin und her. Im Laufe des Vormittags hatten wir das gesamte untere Stockwerk der neuen Wohnung mit Badezimmer, Küche, Esszimmer und Schlafzimmer wohnlich eingerichtet. Hier konnten wir uns schon richtig wohlfühlen.
Gegen Mittag verließen mich jedoch meine Kräfte. Ich war nach der kurzen Nacht todmüde und bekam von der Erkältung wieder einen dicken Kopf. Darüber hinaus hörte ich mit meinen Ohren immer noch wie durch Watte. Die Beine begannen nun auch zu streiken. Schließlich waren wir unzählige Male die Treppen zu den beiden Wohnungen im 2. und 3. Stock hinauf- und hinabgelaufen.
Als Belohnung für unsere Anstrengungen gönnten wir uns eine leckere Pizza beim Italiener in Lyngby und „feierten“ ein wenig den ersten Tag unseres neuen, gemeinsamen Lebens. Danach legten wir uns für ein wohlverdientes Mittagsschläfchen in das frisch zusammengebaute Bett. Aus dem Matratzenlager war ein gemütliches Schlafzimmer geworden. Nur wenige Sekunden, nachdem ich die Augen schloss, fiel ich in einen erschöpften Tiefschlaf.
Nach zwei Stunden erwachte ich wieder. Es war schon wieder stockdunkel. War es Morgen, Mittag, Abend oder Nacht? Wo war ich? Im ersten Moment war ich völlig orientierungslos. Nach und nach dämmerte mir, was geschehen war. Das Heimweh traf mich wie ein Schlag! Ich war den Tränen nahe und es stieg Panik in mir auf. Ich wollte sofort wieder nach Deutschland zurück, zu meiner Familie. In meine vertraute Wohnung.
Mein Freund hielt mich in seinen Armen, bis diese erste Heimwehattacke in diesem sensiblen, halbwachen Zustand nachließ und ich wieder festeren Boden unter den Füßen spürte. Schließlich ging es mir etwas besser. Den Rest des ersten, sehr arbeitsreichen Tages in meiner neuen Heimat ließen wir mit viel Nähe und guten Gesprächen ausklingen. Ich war immer noch sehr durcheinander und empfindlich. Eben entwurzelt. Wir gingen früh ins Bett.
In dieser Nacht schlief ich jedoch bereits wesentlich besser.
Hallöchen 🙂
Nun möchte ich aber auch endlich mal einen Kommentar hinterlassen. Hast du sehr anschaulich und spannend geschrieben und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzungen! Spann uns nicht zu lange auf die Folter 😉
Viele Grüße
gretchen*
Hallo Gretchen,
den neue Beitrag (eben geschrieben und publiziert) widme ich Dir 🙂
Danke für Dein Anspornen, ab und zu brauche ich das mal, um dranzubleiben und einen Abend zu investieren, damit es weitergeht.
Danke fürs Lob und viel Spaß beim Lesen!
LG
mary