Family Time-Out!

Nach einer gemütlichen Urlaubswoche auf der wunderschönen dänischen Insel Als kam schließlich die Heimfahrt. Mir hat sich bis heute nicht ganz erschlossen, was während dieser etwa viereinhalbstündigen Rückfahrt eigentlich in die zwei kleinsten Mitreisenden gefahren ist, aber das lautstarke Chaos auf den billigen Plätzen war einfach nur nervenaufreibend. Wie schaffen das nur diejenigen Eltern, die ihren Nachwuchs stunden- und tagelang gleich durch mehrere Länder mit dem Auto kutschieren? Haben diese Menschen Nerven aus Stahl? Oder sind deren Kinder nicht halb so quirlig wie unsere?
Die Antwort auf diese Frage bleibt an dieser Stelle offen.

Mir persönlich ist sie auch völlig gleichgültig, denn nach Urlaub und zugehöriger Rückfahrt hatte ich letztendlich nur einen einzigen Gedanken: Ich muss hier raus! Was während der Fahrt noch unmöglich schien, setze ich heute, exakt fünf Tage später, tatsächlich um.
Ich gönne mir nämlich ein paar Tage Time-Out von meiner lieben, wilden Familie.
Und von Dänemark.
Noch während besagter Autofahrt, inmitten des ohrenbetäubenden Krachs, der unglaublicherweise fast genauso schnell wieder aufflammte, wie wir Eltern ihn in regelmäßigen Abständen mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln eindämmten, inmitten von durchs Auto fliegenden Kuscheltieren und kleineren Schlägereien auf der Rückbank zog ich verzweifelt mein Handy hervor. Ich klammerte mich an die digitalen Inhalte wie Schiffbrüchige an ein Stück Treibholz.
Wie es genau dazu kam, lässt sich gar nicht mehr nachvollziehen, aber plötzlich befand ich mich auf einer Seite mit Busverbindungen. Fernbusverbindungen. Ich blinzelte mehrmals ungläubig. Kopenhagen-Lübeck, ganz bequem innerhalb von viereinhalb Stunden, zum Preis von sage und schreibe 19 Euro? Auch andere Ziele waren möglich, zu ähnlich spannenden Preisen. Ein paar Klicks weiter war eine glorreiche Idee geboren. Den Rest der Fahrt war ich bester Dinge, auch wenn sich die Rückbanksituation nicht gelöst hatte.

Ich googelte Hotels in Lübeck und fand auf Anhieb ein tolles Wellness-Angebot. Ich LIEBE Wellness! Ein, zwei Tage in einer großzügigen Saunalandschaft und ich wäre wieder wie neu. Wer sich an dieser Stelle fragt, wieso eine „Halb-Dänin“ hierzu nach Deutschland reisen muss: Natürlich existieren auch in Dänemark schöne Hotels, und mit Glück finden Sie hier auch einen annehmbaren Saunabereich. Die Preise für diese etwas besseren Etablissements treiben einem jedoch die Tränen in die Augen. Außerdem ist die dänische Wellness-Kultur von der deutschen weit entfernt. Nicht umsonst nannte ich einen meiner 111 Gründe, Dänemark zu lieben etwa so: “Weil Dänemark perfektes Saunawetter bietet (wenn auch keine perfekte Saunakultur…). Geht es ums Thema Sauna & Wellness, zieht es mich definitiv nach Deutschland.

Zum Beispiel nach Lübeck. Am Tag nach unserer Rückkehr hatte ich bereits gebucht:
Mit dem Flixbus von Kopenhagen nach Lübeck.
Zwei Nächte im 4-Sterne-Wellnesshotel.
Danach als neuer Mensch wieder zurück.

Und das Ganze in allerbester Gesellschaft: Mit MIR. Alleine!
Meine Bedürfnisse ausnahmsweise einmal in der Hauptrolle.
Mir die spannende Frage stellen:
„Was will ich eigentlich, jetzt, genau in diesem Augenblick?“
„Worauf habe ich Lust?“
Ob ich das noch fühlen kann?
Ich bin gespannt.
“Ja, nimmst Du denn gar keine Freundin mit auf diese Kurzreise?”, wurde ich das eine oder andere Mal auf meine spontanen Pläne hin gefragt, als wäre es sehr außergewöhnlich, einmal zwei Tage nur in Gesellschaft mit sich selbst zu verbringen.
Nein.
Denn die nächsten zwei Tage bin ich einfach mal selbst meine beste Freundin 🙂
Den eigenen Gedanken zuhören, so gut wie nichts reden zu müssen. Ich stelle mir das sehr entspannend vor, nach 6 Jahren in einer sehr lebendigen, trubeligen Familie, in der besonders Söhnchen derzeit weder Punkt noch Komma macht 🙂

Gestern Abend beim Kofferpacken kam die erste kribbelige Vorfreude auf. Ich packte meine Siebensachen, Söhnchen half beim Einpacken. Als ich meine Kulturtasche aus dem Bad holte, entdeckte ich plötzlich einen kleinen Pullover Größe 98 im Koffer, in hellblauer Farbe mit vielen gelben Tweetys drauf, unauffällig drapiert neben meinem Bikini, sorgfältig zusammengelegt und glattgestrichen.
Fragend schaute ich ihn an.
“Der Pulli muss mit, Mama,” sagte der Kleine.
„Aber der gehört doch Dir, Schatz.“
„Der Pulli muss mit.“
Na gut. Als meine Tochter vom Tweety-Pulli erfuhr, legte sie mir eine selbst bemalte Muschel in den Koffer.
Süß.
So werde ich das Mama-Time-Out wohl definitiv überleben.

Heute früh war es dann so weit. Ich hatte in meinem Handy einen Wecker auf 6.15 gestellt und – ganz (deutsche) Sicherheit in Person – noch einen zweiten auf 6.30. Was auch immer geschah, und welche Götter hier am Werk waren: Weder der eine noch der andere Wecker tat seinen Dienst. Als ich heute früh aufwachte, waren beide inaktiv.
Gott sei Dank hatten andere Götter aufgepasst. Pünktlich um 6.19 Uhr öffnete ich ganz von selbst die Augen, sah verschlafen auf mein Handy und fragte mich verwirrt, wieso dieses mich trotz zwei digitaler Wecker nicht geweckt hatte.
Wer oder was auch immer mich dennoch geweckt hat: Danke!
Das wäre ja ein schöner Salat geworden, meine erste Wellness-Family-Auszeit verschlafen.

Nun ja, es ist ja nochmal gut gegangen. Pünktlich stand ich an der Flixbus-Haltestelle, pünktlich kam der Flixbus. Erstaunt blickte ich auf die lange Reihe von Fernbussen, die sich an der Haltestelle in der Nähe des Hauptbahnhofes drängelten. Die Busse scheinen eine ernsthafte Alternative zu Zugreisen innerhalb Europas geworden zu sein. Ich werde wohl auch noch ein paar weitere Ziele ausprobieren…

 

Nun habe ich die geliebte Family und Dänemark weit hinter mir gelassen. Schon die Fahrt im Flixbus stellt für mich die reinste Entspannung dar. 4,5 Stunden einfach nur sitzen. ICH sein. Lesen, die dänische (jetzt die deutsche) Landschaft betrachten, den eigenen Gedanken nachhängen, die ich ausnahmsweise mal klar und deutlich hören kann. Ohne Störgeräusche.

Die Busfahrt wurde unterbrochen von der 45-minütigen Fährüberfahrt mit Scandlines. Hier vertraten wir uns alle die Beine auf dem Deck und genossen die Aussicht auf den Fehmarnbelt, bei herrlich sonnigem Wetter.
Phantastisch. So kann mein Time-Out weitergehen!

Lübeck und Wellness, ich komme!

 

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8 Kommentare zu „Family Time-Out!“

  1. Das hast du genau richtig gemacht! Auch eine Mutter ist nicht unendlich belastbar und braucht mal eine Auszeit. Viel Spaß und gute Erholung!

    Viele Grüße aus dem Bayerwald,
    Sigrid

    1. Absolut – ich werde das ab sofort öfter einplanen. Es hat mir sehr gut getan, das Alleine sein. Gab gute Energie für Zuhause!!
      Liebe Grüße in den Bayerwald zu Dir
      Mary

  2. Hej Mary, erst einmal Dankie für deine wundervollen Texte und Berichte.
    Jetzt erhole dich schön und füll deine Akkus wieder gut auf.
    Alles LIebe aus der Lüneburger Heide

    1. Hallo Jossiland,
      vielen Dank für Dein Dankeschön! Ich schreibe ja gerne für Euch (und für mich 🙂 )
      Schöne Grüße zu Dir in die Lüneburger Heide.

  3. Ein schöner und ehrlicher Bericht von Dir 🙂 wie immer!
    Genieße DEINE Zeit. Wir sind gerade aus dem Kopenhagen Urlaub ins Lübecker Zuhause zurückgekehrt;)

    Liebe Grüße, Mimi

    1. Liebe Miriam, Dankeschön. Ich habe die Zeit in Eurer Heimat sehr genossen. Sicher kennst Du das Hotel.
      Lustig, dass Ihr genau in der Zeit in meiner Heimat wart 🙂
      Zufälle gibt’s.
      Mary

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