Kindermund – Nr. 5

Frühmorgens in Dänemark, 4.43 Uhr.
Die skandinavische Sonne steht bereits am Himmel. Alle normalsterblichen Eltern befinden sich im Tiefschlaf. Plötzlich zupft es an meiner Bettdecke.

„Mama“, flüstert es.
„Mama, stå op! Det er morgentid!” (auf Deutsch: Mama, aufstehen! Es ist Morgenzeit!)

Vorsichtig öffne ich mein linkes Auge einen kleinen Spalt. Meine Tochter steht im Schlafanzug vor mir, mit ihrem Kuscheltier in der Hand. Ich beschließe, zu solch einer frühen Stunde noch kein Dänisch zu verstehen. Ich bin schließlich Deutsche. Trotz allem.

„Ich versteh´ kein Dänisch!“, murmele ich und drehe mich auf die andere Seite. Es folgt ein Moment der Ruhe. Ob ich weiterschlafen darf? Ich döse wieder weg.

Wenig später zupft es wieder an der Decke. Energischer diesmal.

„Mama“, höre ich nun auf klarem Deutsch, „Mama, aufstehen!
Es ist HELLZEIT!“

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Unsere Tochter (4) hat manchmal keine Lust, ihr kleines Geschäft alleine auf der Toilette zu verrichten. Nachdem wir zu Beginn noch bereitwillig mitgegangen sind, um auf dem WC mentale Unterstützung zu leisten, haben wir das mit steigenden WC-Kompetenzen unserer Tochter zwischenzeitlich abgeschafft. Dennoch fand unsere Tochter eine Zeit lang regelmäßig noch den ein oder anderen berechtigten Grund, warum unsere Hilfe weiterhin benötigt war: Einmal war der Hocker verschwunden, mit dem sie auf die Toilettenschüssel zu klettern pflegt, das Klopapier war ausgegangen oder sie konnte ihre Hose nicht selbständig öffnen. Nachdem auch diese letzten Hindernisse beseitigt waren und dem selbständigen Toilettengang nun wirklich nichts mehr im Wege steht, kommt die Kleine neulich mit ernster Miene auf mich zu.

Mama, Du musst mit mir auf die Toilette gehen. Ich muss ein Pipi.“

„Du kannst das alleine schaffen“, antworte ich und lese weiter in meinem Buch.

Nein, Mama, kann ich nicht.“
Sie blickt über ihre Schulter, lehnt sich in meine Richtung und flüstert in verschwörerischem Ton:
Du musst mitkommen, Mama! Unbedingt. Der Mülleimer sieht gefährlich aus!“

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Meine Tochter und ich tragen einen kleinen Disput aus. Beleidigt stapft sie davon und ruft: „Mama, wir können keine besten Freunde mehr sein!“
Kurz darauf kommt sie zurück und fügt hinzu: „Erst morgen wieder!“
Ok, das ist doch ein Deal.
Am nächsten Morgen kommt es zu einer weiteren Auseinandersetzung, die sich offenbar nicht ganz zur Zufriedenheit meiner kleinen Tochter löst.
„NEIN, Mama“, schreit die Kleine und stampft vor Wut mit dem Fuß auf den Boden, „Jetzt können wir ja SCHON WIEDER keine besten Freunde sein!“

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Wer gerne „Kindermund“-Anekdoten liest (oder schreibt), dem empfehle ich auch einen Besuch auf Kindermund.net, einer Homepage, auf der seit einigen Monaten lustige Sprüche des Nachwuchses gesammelt werden. Hier sind die kleinen Anekdoten nach Alter und Kategorie sortiert, so dass man bequem in der Sammlung stöbern kann.

Auf längere Sicht ist geplant, dass man sich aus den selbst eingestellten Sprüchen des eigenen Nachwuchses ein E-Book erstellen kann. So gehen die vielen lustigen Erinnerungen nicht im Alltag verloren!

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4 Kommentare zu „Kindermund – Nr. 5“

  1. Hi,

    super Sprüche. Ich kenne das Reportoire auch – vor allem zu so nachtschlafender Zeit. Leider vergesse ich davon soviel, weil ich es nicht aufschreibe.

    Beste Grüße

    Björklunda

    1. Hallo Björklunda,
      da kann ich dann wirklich die Seite http://www.kindermund.net empfehlen, die zum Aufschreiben (und später Downloaden) von derartigen einzigartigen Erinnerungen geeignet ist.
      Ich schreibe mir die Situationen auch gleich auf, denn nur einen Tag später habe ich sie ebenfalls wieder vergessen. Das Leben ist zu temporeich…
      LG
      Mary

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