Nach dem massiven Medienspektakel im Februar um die Tötung der Giraffe „Marius“ gießen die Medien neues Öl ins Feuer.
Die Hintergründe zur Giraffe wurden im ersten Teil des Blog-Berichts erläutert:
https://4nordlichter.com/2014/03/27/von-giraffen-lowen-und-dem-zoo-in-kopenhagen-teil-1-die-giraffe/
Seit 1-2 Tagen versuchen die Medien, ein weiteres Mal auf dieses Thema aufzuspringen, um die Leser- und Verkaufszahlen in ähnliche Höhen zu treiben. Dieses Mal allerdings mit einem weniger bemerkenswertem Ereignis, welches in der europäischen Zoo-Welt sicher nicht unüblich ist, das aber nochmal an die Entrüstungsstürme aufgrund der Giraffe anknüpfen soll.
Diese Mission glückt bei den Löwen allerdings nur bedingt. Hier in Dänemark schafft es das Thema teilweise nicht mal mehr auf die ersten Nachrichtenseiten. Im Ausland mag das anders aussehen.
Sicherlich kann die Medienlandschaft mit einem solchen Thema immer gewisse Teile der Bevölkerung mitreißen, die sich bei der Meinungsbildung lieber von Emotionen als von komplexeren Hintergründen leiten lassen. Ein großer Teil der Bevölkerung hat sich jedoch zwischenzeitlich über die europäischen Zoo-Regelungen informiert, so dass die Diskussionen dieses Mal laut Zoo-Direktion gemäßigter, fundierter und sachlicher ablaufen. Unsachliche Hetzkommentare gibt es natürlich trotzdem, jedoch sind die Morddrohungen bislang ausgeblieben…
Das ein oder andere Sensationsmedium versucht, den Kopenhagener Zoo mit der Einschläferung von 4 Löwen anzuprangern. Besonders die Bild-Zeitung entspricht in vollem Umfange wieder ihrem bekannten Niveau und spricht vom „Todes-Zoo“ in Kopenhagen 🙂 Wobei die nachfolgende Berichterstattung einigermaßen sachlich und fundiert erfolgt. Aber sie lässt es sich natürlich nicht nehmen, ohne Rücksicht auf Verluste ihre Leser einzusammeln.
Auch für die Maßnahme mit den Löwen gibt es fundierte Begründungen. Im Kopenhagener Zoo existierten ein alter, männlicher Löwe, eine alte, weibliche Löwin und ihre zwei Löwenjungen. Die beiden alten Zuchtlöwen konnten aufgrund ihres Alters nicht für die Zucht weiterer Generationen eingesetzt werden. Daher muss ein neuer männlicher Zuchtlöwe her. Dieser wird bald vom Givskud Zoo kommen.
Für die Löwenjungen wurde vergeblich ein Platz in einem anderen europäischen Zoo gesucht. Denn der neue Zuchtlöwe würde die beiden Junglöwen umgehend töten. Auch kein netter Gedanke, aber so ist die Natur.
Für die beiden alten Löwen ist schlicht und einfach kein Platz mehr im Zoo (und auch nicht in anderen europäischen Zoos). Außerdem stellte der alte, männliche Löwe bereits die ersten Versuche an, sich mit seinen weiteren, ebenfalls im Zoo lebenden Töchtern zu paaren.
Daher musste für diesen geplanten Generationswechsel die Einschläferung der 4 Löwen durchgeführt werden.
Der Zoo scheint allerdings aus der Aktion Marius gelernt zu haben, denn das Ereignis fand nicht vor Publikum statt.
Wäre nicht vor ein paar Wochen das Thema bereits in den Medien gewesen, wäre über die Löwen wohl nur wenig zu lesen gewesen.
Es ist doch immer wieder erschreckend, wie sich die breite Masse von Sensationsmedien mitreißen lässt und blind vor lauter negativer Emotionen nicht nur den Zoo in Kopenhagen sondern gleich ein ganzes Land verhetzt.
„Ich streiche Dänemark sofort von meiner Urlaubsliste“, lauten viele der hitzigen Kommentare.
Wegen dem Kopenhagener Zoo nicht mehr nach Dänemark reisen?
Mit welcher Begründung?
Weil sich dänischen Zoos bei ihrem Zoo-Management an die Richtlinien des europäischen Zooverbandes (EAZA – European Association of Zoos and Aquaria) halten?
Dann sollte man neben Dänemark allerdings auch andere europäischen Länder von der Urlaubsliste streichen…
Und keine Zoos besuchen. Aber das versteht sich wohl von selbst.
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Nachwort:
Ein sehr ironischer, aber treffender Kommentar zum Thema Löwen, gelesen bei faz.de:
„Furchtbar, die Tiere zu töten. Da bleibt mir der Schweinebraten im Hals stecken…“