Tiefsinnige Gespräche mit dem Nachwuchs

Es macht Spaß, mit seinem Abkömmling die ersten tiefgründigen Gespräche zu führen. Während das Niveau dieser Gespräche in den letzten Jahren eher wenig kognitiven Einsatz meinerseits forderte, weisen die aktuellen Fragestellungen plötzlich eine ganz andere Qualität auf. Meine ersten Antworten finden daher noch nicht immer Anklang bei meiner kleinen Gesprächspartnerin. Glücklicherweise erhalte ich sicher noch viele Gelegenheiten zum Üben.

Was antwortet man beispielsweise spontan auf folgende wichtige, sehr dringlich vorgebrachte Fragestellung:

„Mama, warum bin ich eigentlich den ganzen Tag Liva?“

Hm.
Ja – warum?
Weil man selbst nur ein einziger Mensch sein kann?
Weil man nur einen Namen hat?
Weil der liebe Gott es so will?
Habe ich die Frage überhaupt verstanden?
Das ist einfach so.
Darum!

Die Fragestellerin dampfte mit gerunzelter Stirn wieder ab. Ob ich ihr weiterhelfen konnte? Wahrscheinlich nicht.

Ein anderes interessantes Gespräch kam aus dem Nichts heraus mitten beim Cornflakes-Essen zustande:

„Mama, wann warst Du eigentlich das letzte Mal ein Baby?“

Überrascht schaue ich sie an! Wie kommt man denn auf sowas? Ich beginne zu rechnen. 37 Jahre muss das her sein. Kennt eine 4-Jährige die Zahl 37?

Noch bevor ich mit meiner kleinen Grübelei fertig bin, fügt die kleine Dame helfend hinzu:
„Vielleicht letzte Woche?“
Meine bessere Hälfte prustet los. Ich werfe ihm einen strafenden Blick zu.
„Nein, Maus, das ist schon ein bisschen länger her“, antworte ich.
„Das war vor 37 Jahren!“
Gespannt warte ich, ob ihr das was sagt. Meine Tochter schweigt einige Sekunden und löffelt Cornflakes. Dann setzt sie zum nächsten Angriff an:
„Bist Du dann auch schon mal 4 Jahre alt geworden?“
Einfache Frage.
„Ja“, sage ich.
„Und 3 Jahre? Bist Du auch schon 3 Jahre alt geworden?“
„Auch das, mein Schatz“.
Gut, dass sie rückwärts zählt, sonst würden wir heute nicht mehr fertig werden. 37 ist doch ganz schön alt, stelle ich fest.
Kurze Pause.
Plötzlich leuchtet ihr kleines Gesicht auf. Atemlos stößt sie hervor:
„Mama, durftest Du dann auch schon zur Schule gehen?“
„Ja, ich war auch schon in der Schule“.
Bewundernd und etwas neidisch blickt sie mich von der Seite an.
Seit aus der ältesten Kiga-Gruppe „Backkartoffeln“ am 1. April Schulkinder wurden, ist die Schule ein sehr interessantes Thema für meine Tochter.
„Und wann darfst Du dann wieder in die Schule gehen, Mama?“
Ach herrje. Wo kommen nur alle diese Fragen her?
„Liebes, ich bin schon zu alt, ich komme gar nicht mehr in die Schule. Ich muss nur noch arbeiten.“

Das beantwortet meiner Ansicht nach alles hinreichend. Doch meine Tochter stutzt und blickt mich forschend an. Einige Sekunden später geht ein Grinsen über ihr Gesicht und sie gluckst.

„Ach, Mama, Du machst ja nur Spaß!“
Sie winkt ab und wendet sich wieder ihrem Essen zu.
Gespräch beendet.

Spaß? Äh…. nein. Eigentlich nicht.

An meinen Antworten muss ich wohl noch etwas feilen.

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4 Kommentare zu „Tiefsinnige Gespräche mit dem Nachwuchs“

  1. Hallo, wir lieben euch alle. Die Mutter, den Vater, die Tochter und den Sohn, der an so tiefsinnigen Gesprächen noch nicht so richtig teilnehmen kann. Wir sind auf Lasse gespannt.

    1. Hallo Papa, DAS ist ja mal ein ganz besonderer Kommentar. Wir haben uns alle vier sehr gefreut.
      Lasse wird sicher auch bald guten Stoff liefern.
      Er liefert jedenfalls schon mal LAUTEN Stoff und SEHR; SEHR VIEL davon…. 🙂
      Uns blutet das Ohr.

      Lieben Gruß an die Bergstraße

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