What a night!

 

Wir haben die Nacht überstanden! Von erholsamer Nachtruhe kann allerdings keine Rede sein. Der Sturm machte einen derartigen Lärm, dass wir regelmäßig aufgewacht sind. Ausgenommen unser kleiner Lasse, der bis auf einmal Aufwachen ansonsten komplett durchschlief. Herrlich, so ein robuster kleiner Kerl!

Der Lärm war teilweise wirklich ohrenbetäubend, und 2-3 Mal stand ich sogar auf und schaute in die Dunkelheit hinaus, denn ich war mir sicher, dass irgendein Fahrzeug mit irgendeiner großen Maschine o.ä. vorgefahren war (vielleicht um irgendwas auszupumpen?). Aber da war nichts. Nur der massive Wind, der diese konstante, nervige Geräuschkulisse von sich gab. 

Liva kam gegen 23 Uhr an unser Bett. „Mama, der Sturm ist so laut“. Das Argument ließ ich gelten. Ihre Decke hatte sie praktischerweise gleich dabei. Ab in die Mitte, weiterschlafen. 5 Minuten später „Mama, ich möchte was trinken“. Auch das muss man wohl oder übel gelten lassen. Aufgestanden, in der Küche ein Glas Wasser getrunken, und wieder hingelegt.

Danach erinnere ich mich nur in Bruchstücken – Das Haus erzittert leicht bei den zahlreichen Orkanböen, ich habe merkwürdige Fieberträume (bin immer noch krank mit grippalem Infekt), stehe auf und sehe aus dem Fenster, weil ich eine Maschine höre, lege mich danach wieder hin, weil ich nichts sehen kann. Das Kind hustet jede Minute und wühlt sich durchs Bett, ich schlafe mit wirren Gedanken wieder ein. Wache wieder auf vom Krach draußen, das Kind hustet. Und so weiter.

So gegen halb 4 nimmt der Geräuschpegel draußen etwas ab. Und ich ziehe mit meinem Bettzeug auf die Couch. Die nächsten 3 Stunden schlafe ich erstmals seit 3 Nächten ganz tief und erholsam. Als ich aufwache, ist das Fieber runter und ich kriege seit Tagen wieder Luft durch die Nase.

Und der starke Sturm ist zu einem normalen Sturm geworden. Die Orkanböen sind auch verschwunden! Jetzt wird bald wieder alles normal. Gott sei Dank.

Während dem Frühstück haben wir gleich mal Nachrichten gehört und gelesen. DMI (Dän. Meteorol. Institut) und DR berichten folgendes:

  • Bodil verursacht mehr Arbeit als Allan (für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Aufräummannschaften usw.)
  • Der Wasserstand an der Westküste ist immer noch 3 Meter höher als gewöhnlich
  • In einem Hafen der Westküste ist der Wasserstand so hoch gewesen wie noch niemals zuvor! Schiffe sind in den Hafen gelaufen, das Ausmaß der Zerstörung ist immens. O-Ton des Hafenchefs (Thorsminde Havn) „das erinnert an einen Tsunami“.
  • Der Wasserstand im Roskilde Fjord in unserer Nähe ist 2 Meter höher als gewöhnlich! (Wahnsinn, das ist doch nur ein kleiner Fjord, der generell sehr geschützt liegt – wo kommt denn nur all das Wasser her?)
  • Der Zugverkehr ist teilweise wieder in Gang gekommen.
  • Die ersten Brücken sind offen bzw. die Öffnung ist für heute Vormittag geplant
  • Der Flugverkehr wird langsam wieder aufgenommen (also ICH wollte derzeit aber ehrlich gesagt weder starten noch landen….ganz ehrlich! Nicht mal Fahrrad fahren würde ich bei DEN Windböen. Ich stelle mir gerade eine Windböe direkt beim Landeanflug vor… Nein danke! Gute Reise an alle, die es wagen).
  • Heute früh ist ein kleiner Zug auf Fünen entgleist, aufgrund von Schienenschäden. Es ist jedoch nur der Zugführer leicht zu Schaden gekommen.
  • Nelson Mandela ist verstorben…

Unsere persönlichen Auswirkungen nach dieser Nacht sind vergleichsweise harmlos.

Unsere Stützbalken bleiben heute mal noch an der Fensterfront. Die Windböen sind noch zu stark. Wir sind uns mittlerweile ziemlich sicher, dass die Wand den Orkanböen ab einem Zeitpunkt nicht mehr standgehalten hätte. Als der Riss über dem einen Fenster entstand, war der Sturm noch nicht mal auf seinem Höhepunkt. Die Windrichtung der Böen war vom Feld direkt auf die Wand zu und drückte die gesamte Fensterfront mit voller Kraft ins Haus hinein. Wirklich krass! Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich angesichts der Naturgewalten plötzlich nackte Panik bekam. Als ich zusammen mit meinem Mann mit bloßen Händen die Wand hielt und mit meinen Strümpfen wegrutschte, weil die Wand sich bei jeder Böe mir entgegenschob. Und als Liva kam und sich ans Fenster stellte, weil sie uns halten helfen wollte.
Wir hätten die Wand natürlich auch retten können, wenn wir sie zu zweit gehalten hätten in den 2 Stunden, wo die Orkanböen am heftigsten waren. Aber so saßen wir einigermaßen beruhigt auf der Couch.

Die Balken behalten wir also, und danach werden sie im Keller gelagert fürs nächste Mal. Sie sind ja genau zugesägt worden und eingepasst. Ich stelle mal ein Bild vom „Boden danach“ rein 🙂

Ansonsten habe ich vorhin mal einen Blick in den Garten geworfen. Meine Kletterpflanzen hat es sämtlichst weggeweht. Das macht aber nichts, denn es waren nur Einjährige, und die mussten sowieso raus. Auf dem Grundstück liegt allerlei Unrat, Äste und Zweige. Die Hecke hat sich weiter geneigt und gibt noch etwas mehr den Blick auf die Felder frei.

ALLE unsere Fenster müssen jetzt dringend geputzt werden. Sie sind komplett verschmutzt. Ach neeeee – bitte nicht. Unser ganzes Haus besteht ja nur aus Fenstern…

Der Sturm ist noch nicht vorüber, aber ich habe den Eindruck, dass einer unserer Bäume permanent schief stehenbleiben wird. Ansonsten haben aber alle Bäume gut überlebt, soweit ich das beurteilen kann.

CIMG3838

Na, wenn das alles war, sind wir dankbar!

Draußen hat es jetzt begonnen zu schneien…

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